Karl Otto Pöhl stemmte sich einst gegen den Umtauschkurs der Ost-Mark

Frankfurt. Macht und Ohnmacht – Karl Otto Pöhl hat beides gleichermaßen erlebt. Elf Jahre war Pöhl als Präsident der Deutschen Bundesbank einer der mächtigsten Männer Deutschlands. Dann warf er hin: Aus Enttäuschung über die Politik entschied er sich 1991 zu diesem Schritt – vier Jahre vor Ende seiner Amtszeit. „Ich war frustriert über die Art der Wiedervereinigung. Die Notenbank darf kein Instrument der Politik sein“, sagte Pöhl später. Der ehemalige Bundesbanker starb am Dienstag im Alter von 85 Jahren, wie gestern bekannt wurde.

Erst vor kurzem hatte Pöhl seine Kritik bekräftigt: „Der Wechselkurs, zu dem die Ost-Mark gegen die West-Mark getauscht wurde, entsprach mit Sicherheit nicht den damaligen ökonomischen Realitäten“, sagte er. Ein realistischer Wechselkurs sei aber nicht durchsetzbar gewesen: „Die Bundesbank musste seinerzeit die „politische“ Entscheidung respektieren.“

Bei einer der wichtigsten geldpolitischen Operationen in der deutschen Geschichte, der deutsch-deutschen Währungsunion 1990, musste der damals oberste Währungshüter Deutschlands klein beigeben – obwohl er als Bundesbankchef (1.1.1980 bis 31.7.1991) als unbestrittene Führungsfigur unter den Notenbankchefs der westlichen Welt galt. Wie ein einsamer Rufer in der Wüste stemmte sich Pöhl gegen eine überhastete Wiedervereinigung. Er sagte der DDR „katastrophale Zustände“ nach der Währungsunion voraus und warnte vor den Lasten der Einheit.

Der Diplom-Volkswirt warnte, „die Wiedervereinigung mit der Notenpresse zu finanzieren“. Doch seine Empfehlung für einen Umtauschkurs von 2:1 zwischen DDR-Geld und harter D-Mark sowie einer Sonderwirtschafts-zone Ost ignorierte die Bundesregierung unter dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU).

Nach seinem Rückzug aus der Notenbank setzte sich der passionierte Golfer nicht zur Ruhe, sondern wurde Anfang 1992 Sprecher der Privatbank Sal. Oppenheim, wo er 1998 altersbedingt aus der Geschäftsführung ausstieg. Der gebürtige Hannoveraner und Vater von vier Kindern – zwei aus erster und zwei aus zweiter Ehe – hatte seine Karriere als Journalist begonnen, danach war er Abteilungsleiter im Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung.