Hamburger Autohändler kauft Braunschweiger Wettbewerber Dürkop. Zahl der Betriebe und Umsatz steigen dadurch deutlich

Hamburg. Kurt Kröger ist in bester Laune. Gerade erst hat er bekannt gegeben, dass sein Hamburger Autohaus Ernst Dello den Braunschweiger Wettbewerber Dürkop von der Nürnberger Versicherung zum 1. Januar komplett übernehmen wird. Kröger bleibt damit auf Wachstumskurs, konnte sein Imperium mit dem Zukauf fast verdoppeln. Dürkop betreibt bislang 20 Niederlassungen unter anderem in Niedersachsen und Hessen, aber die Braunschweiger sind auch in Berlin und Brandenburg aktiv. Dello hingegen hat bisher allein 32 Betriebe und deckt neben dem Hamburger Markt den gesamten Norden ab – auch große Teile von Mecklenburg-Vorpommern.

Kröger kauft allerdings nicht allein um der Größe willen. „Groß zu sein bedeutet für uns, die Möglichkeit Marktwachstum und Synergien zu nutzen“, sagt der Unternehmer. Synergien will er in beiden Gruppen suchen. Dabei wird Dürkop seine Eigenständigkeit behalten. Dieser Schritt schaffe für Dello und Dürkop auch die „Möglichkeit, den veränderten Rahmenbedingungen des Marktes sowie allen Verbraucher- und Herstellerwünschen gerecht zu werden“, sagt Kröger. Gebietsüberschneidungen für die beiden Auto-Handelsorganisationen gebe es nicht.

Seit der Finanzkrise, die im Herbst 2008 begann, wächst laut dem Geschäftsführenden Gesellschafter von Dello der deutsche Automarkt kaum noch. „Das bedeutet, dass es in der Autobranche zu einem Verdrängungswettbewerb kommt“, so Kröger. Mit Größe und damit möglicherweise besseren Rahmenbedingungen will der Chef, der vor knapp 30 Jahren zu Dello nach Hamburg kam, gegensteuern. Die erste Aufgabe für ihn ist nun, die Dürkop-Gruppe, bei der er als Investor aktiv ist, mit Dello in bestimmten Bereichen zu vernetzen. Daneben ist er auch weiterhin für Übernahmen offen. „Ich bin an Gesprächen interessiert“, sagt der Mann, der seit Ende der 1980er-Jahre beständig Ausschau nach weiteren Zukäufen von Opel-Händlern hält. Auch in Hamburg übernahm das Unternehmen Ernst Dello, an dem Kröger neben der Gründerfamilie Ravenborg maßgeblich beteiligt ist, mehrere Opel-Händler. Die Voraussetzung: Zukäufe müssen sich für Dello wirtschaftlich lohnen.

Bis 2002 galt in der Europäischen Union die Regel, dass ein Autohaus nur eine Marke führen darf. Nachdem diese Richtlinie durch eine Liberalisierung gekippt wurde, ergriff Kröger als einer der ersten Unternehmer die Chance, weitere Automarken anzubieten.

Einen wichtigen Vertrag handelte er mit dem japanischen Hersteller Toyota aus. Heute verkauft Dello in verschiedenen Niederlassungen zudem auch Fahrzeuge der Marken Ford, Toyota, Honda, Cadillac und Corvette sowie Citroën. „Diese Entwicklung ist für das Unternehmen gut“, sagt er. „In diesem Jahr erwarten wir ein Absatzplus von 20 Prozent allein bei der Marke Opel.“

Neben den Erfolgen hat Kröger aber auch Krisen erlebt. So etwa im Jahr 2008, als es um die Rettung von Opel in Deutschland ging. Die Mutter General Motors (GM) geriet in den USA in die Krise und konnte ihre hoch verschuldete deutsche Tochter nicht auffangen. „Deshalb haben die Opel-Händler eine Strategie ausgearbeitet, wie man den Hersteller übernehmen könne.“ Kröger war einer der Sprecher dieser Gruppe. Er bekam sogar einen Termin im Kanzleramt bei Jens Weidmann, dem damaligen Vertrauten von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Kröger stieg in Hamburg in sein Flugzeug und landete in Berlin-Tempelhof. „Das war eine interessante Erfahrung. Ich wurde vom Hotel sogar mit einer schwarzen Limousine ins Bundeskanzleramt gefahren“, erinnert er sich. „Natürlich konnte kein Händler Opel in Europa mit immerhin 6000 Verkaufsstellen übernehmen“, sagt Kröger. Aber er und seine Kollegen wollten mit der Politik ausloten, welche Rettungsmöglichkeiten es gebe. Doch dann kam die Wende, die Politik war nicht mehr im Spiel. GM sprang doch ein und half der Tochterfirma aus der Krise. „Das war eine gute Entwicklung, wie wir besonders heute spüren“, sagt Kröger.

Eigentlich könnte der Hamburger Unternehmer schon aus Altersgründen zu Hause bleiben. Aber der agile Manager, der sein Alter nicht nennen will, kann nicht loslassen. Jeden Tag kommt er noch ins Büro, spricht mit seinen Führungskräften über Strategien und Pläne. „Ich habe noch immer viel Spaß im Job“, sagt der Mann, der erst vor zwei Jahren einen weiteren Pilotenschein gemacht hat, um auch mit größeren Jets fliegen zu dürfen.

Mit einer Cessna Citation flog er kürzlich mit einem Freund von den USA nach Hamburg. „Ich habe elfeinhalb Stunden gebraucht“, sagt er. Dreimal musste er zwischenlanden, um Treibstoff zu fassen. „Der erste Stopp war bereits in den USA, der zweite in Neufundland und der dritte in Reykjavik.“ Neben Autos sind Flugzeuge seine größte Leidenschaft. Und Zahlen. „Dieses Jahr werden wir einen Umsatz in Höhe von 380 Millionen Euro erzielen“, sagt er. Zusammen mit Dürkop wird die Gruppe mit 1400 Mitarbeitern sogar mehr als 700 Millionen Euro erlösen.