Wirtschaft erfreut über Wachstum. Bürgerinitiative alarmiert

Hamburg. Eigentlich wollte Michael Eggenschwiler, der Chef des Hamburger Flughafens, die Marke von 14 Millionen Passagieren schon im Jahr 2012 knacken. Doch die Streckenstreichungen von Air Berlin machten damals die zuversichtliche Planung zunichte – und 2013 klappte es angesichts von sieben Streik- und drei Sturmtagen auch wieder nicht.

Am Dienstag aber konnte Eggenschwiler die neue Rekordmarke feiern. Der Jubiläumsfluggast war ein Germanwings-Passagier auf einer Nachmittagsmaschine aus Düsseldorf. „Im Jahr 2014 die 14 Millionen zu erreichen ist doch besonders schön“, sagte der Flughafenchef. „Für uns ist die Rekordmarke die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Nicht zuletzt durch die Entscheidung des britischen Billigfliegers EasyJet, im März eine Basis in Hamburg einzurichten, habe „die Destination Hamburg auch im Ausland an Wert gewonnen“, so Eggenschwiler. Die neuen Strecken von EasyJet sowie die Umstellung der früheren Lufthansa-Direktverbindungen auf Germanwings – was ebenfalls mit zusätzlichen Routen verbunden war – seien in diesem Jahr die Wachstumstreiber gewesen.

Die Handelskammer wünscht sich mehr Langstreckenverbindungen

Laut Statistik des Branchenverbands ADV lag Hamburg bis Ende Oktober mit einem Verkehrsplus von 8,7 Prozent unter den größten zehn der deutschen Flughäfen sogar an der Spitze. „Wir haben den Schwung für eine weitere Million“, sagte Eggenschwiler. Die Marke von 15 Millionen Passagieren im Jahr 2015 sei das Ziel.

Die Lufthansa-Tochter Germanwings rechnet in diesem Jahr mit gut 3,4 Millionen Gästen am Hamburger Flughafen. Mit einem Marktanteil von etwa 25 Prozent ist sie nach eigenen Angaben hier die Nummer eins. Für 2015 ist durch den Einsatz größerer Jets ein Wachstum von ungefähr zehn Prozent in Hamburg vorgesehen.

Erfreut über die neue Rekordbilanz in Fuhlsbüttel zeigte sich die Handelskammer. „Der Flughafen Hamburg mit seinen Verbindungen in die ganze Welt ist für Unternehmen, Touristen und die Einwohner unserer Stadt ein entscheidender Faktor im globalen Standortwettbewerb“, sagte Christine Beine, Leiterin des Geschäftsbereichs Infrastruktur. Sie äußerte aber auch einen Wunsch: „Insbesondere für unsere international vernetzten Firmen ist ein weiterer Ausbau der interkontinentalen Direktflugverbindungen – vor allem nach Asien und in die USA – wünschenswert.“

Zudem sollte der Ausbau der Flughafen-Infrastruktur mit einer verbesserten Anbindung des Airports an das Umland in Schleswig-Holstein über den öffentlichen Nahverkehr einhergehen, etwa im Zuge einer Verlängerung der S-Bahn an die geplante Strecke Eidelstedt–Kaltenkirchen.

Martin Mosel von der Bürgerinitiative Alstertal, Ahrensburg Walddörfer, Poppenbüttel (BAW) sieht die steigenden Fluggastzahlen hingegen kritisch: „Passend zum Passagierrekord verzeichnen wir leider in diesem Jahr auch ein Allzeithoch bei den Fluglärmbeschwerden – es sind 4700 bis zum 30. November.“ Der wirtschaftliche Erfolg werde auf dem Rücken der Lärmbetroffenen gefeiert. „Die Stadt muss sich die Frage nach den Grenzen des Wachstums stellen“, so Mosel. „Die Zahl der Flüge kann nicht immer weiter steigen.“ Tatsächlich haben in diesem Jahr nach Angaben von Eggenschwiler die Flugbewegungen zugenommen.

In den Jahren zuvor war ihre Anzahl jedoch auch bei steigender Passagierbeförderung gesunken, weil immer größere Flugzeuge eingesetzt wurden und sich die Auslastung verbesserte. Mit 173.500 Flugbewegungen wurde im Jahr 2007 der Höchststand erreicht, 2013 waren es nur noch 143.800.