Gewerkschaft beklagt Abwälzung der Kosten des Mindestlohns auf Beschäftigte. Der Tarifkonflikt schwelt schon seit Monaten. Vordergründig geht es dabei um einen neuen Entgelttarifvertrag.

Hamburg. Angesichts der festgefahrenen Tarifverhandlungen in der Systemgastronomie stehen schon in wenigen Tagen Warnstreiks bei großen Fast-Food-Ketten in Hamburg bevor. Hintergrund des Konflikts ist die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns, dessen zusätzliche Kosten nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) auf die Beschäftigten abgewälzt werden sollen.

„Um den Mindestlohn zu finanzieren, sollen die Mitarbeiter auf bis zu 50 Prozent ihres Urlaubs- und Weihnachtsgelds verzichten“, sagt die Streikleiterin für die Region Hamburg, Doris Schalk, dem Abendblatt. Auch die Feiertagszuschläge sollten deutlich abgesenkt werden. „Das ist aus unserer Sicht nicht akzeptabel.“ Die NGG bereite daher noch in der Weihnachtszeit Warnstreiks in der Hansestadt vor. Wo und wann genau gestreikt werden soll, wollte Schalk aus taktischen Gründen nicht verraten. Zur Systemgastronomie zählen große Ketten wie McDonald’s, Burger King, Pizza Hut, Starbucks oder auch Vapiano, die bundesweit rund 100.000 Mitarbeiter beschäftigen.

Der Tarifkonflikt zwischen der NGG und dem Bundesverband der Systemgastronomie schwelt schon seit Monaten. Vordergründig geht es dabei um einen neuen Entgelttarifvertrag. Nach Einführung des gesetzlichen Mindestlohns Anfang kommenden Jahres wollen die Arbeitgeber in den untersten Lohngruppen 8,51 Euro zahlen, haben zugleich aber zum 31. Dezember 2014 auch den Manteltarifvertrag gekündigt. In diesem sind die Urlaubsansprüche und Sonderleistungen wie das Weihnachtsgeld geregelt.

Nach der vierten ergebnislosen Tarifrunde haben sich beide Seiten auf ein freiwilliges Schlichtungsverfahren verständigt, das von der ehemaligen DGB-Vizevorsitzenden Ursula Engelen-Kefer geleitet werden soll. Die Arbeitgeberseite war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die NGG kämpft in Hamburg derzeit gleich an mehreren Fronten. So gibt es nach wie vor keine Einigung mit dem Braukonzern Carlsberg Deutschland, der die Beschäftigten der Holsten-Brauerei in eine nicht tarifgebundene Gesellschaft ausgelagert hat. Da die neue Gesellschaft auch nicht Mitglied im Arbeitgeberverband ist, fürchtet die Gewerkschaft auch generell um die Tarifeinheit im Norden.

Am heutigen Mittwoch beginnen darüber hinaus in Berlin die Verhandlungen mit dem größten deutschen Getränkeunternehmen, der Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG. Hier fordert die NGG eine Lohnerhöhung von sechs Prozent sowie eine Anhebung der Vergütungen für die Auszubildenden um pauschal 100 Euro pro Monat.