Sanierungsbedarf bei Brücken, Weichen und Signalanlagen. Auch nachts soll gearbeitet werden

Berlin. Mit frischen Milliarden des Bundes im Rücken startet die Bahn das größte Investitionsprogramm in der deutschen Eisenbahngeschichte. Allein im kommenden Jahr seien die Erneuerung und Instandhaltung von 3800 Kilometern Schienen geplant, teilte der Konzern am Montag in Berlin mit. Zudem sollen 2000 Weichen, 2,5 Millionen Eisenbahnschwellen und etwa vier Millionen Tonnen Schotter verbaut werden. Insgesamt sollen bis 2019 rund 28 Milliarden Euro in die Sanierung maroder Strecken, Brücken und Signalanlagen fließen. Für die Bahnkunden bedeutet dies an bis zu 850 Baustellen teils erhebliche Verspätungen.

Grundlage für die Investitionsoffensive ist eine kürzlich abgeschlossene neue Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung der Bahn mit ihrem Eigentümer, dem Bund. Sie soll sicherstellen, dass das Netz nicht weiter verfällt. Ab 2019 soll dann der von der Deutschen Bahn selbst auf 30 Milliarden Euro bezifferte Investitionsstau im Netz über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten abgebaut werden.

Der Sanierungsbedarf im Streckennetz ist gewaltig, wie vor allem die Brücken zeigen. So sind von den rund 25.000 Bauwerken rund 9200 älter als 100 Jahre. 1100 bis 1200 davon gelten als sanierungsbedürftig. Drei der insgesamt 28 Milliarden Euro will die Bahn deshalb bis 2019 in den Erhalt von 875 Brücken stecken. Für Stellwerke sind vier Milliarden Euro vorgesehen, für Gleise zwölf Milliarden Euro, für Tunnel eine Milliarde Euro und für andere Bauwerke wie Bahnhöfe weitere acht Milliarden Euro.

Die Auswirkungen auf die Kunden will das Unternehmen so gering wie möglich halten. Wo möglich werde an Wochenenden oder in der Nacht gearbeitet, sagte Bahn-Vertriebsvorstand Jörg Sandvoß bei der Vorstellung des Programms. Außerdem würden Bauprojekte gebündelt, um Streckensperrungen so kurz wie möglich zu halten. Insgesamt seien rund 300.000 Züge von Fahrplanänderungen betroffen, davon die meisten wegen Verzögerungen im Bereich weniger Minuten.

In manchen Fällen wird es Sandvoß zufolge allerdings auch zu erheblichen Verspätungen kommen. So wird die Schnellfahrstrecke Frankfurt–Köln an vier Wochenenden im April und Mai 2015 vollständig gesperrt. Für rund 300 Züge bedeutet das eine Reisezeitverlängerung von einer Stunde.

Zwischen Hamburg und Hannover werden von Februar an Fernverkehrszüge nachts über Rotenburg umgeleitet, was 20 Minuten mehr Zeit kosten dürfte. Auch Reisende von München nach Ingolstadt müssen im kommenden Jahr mit einer um etwa 30 Minuten längeren Fahrzeit rechnen als derzeit, so die Bahn.