Autoproduktion nach 52 Jahren beendet. Herbert Grönemeyer will Beschäftigte zum Konzert einladen

Bochum. Mit einem dunkelgrauen Opel Zafira sind am frühen Freitagmorgen gegen 00.30 Uhr 52 Jahre Bochumer Industriegeschichte zu Ende gegangen. Der Familienvan war der letzte Wagen auf der Produktionslinie des Opel-Werks im Ruhrgebiet – danach werden die Anlagen demontiert und teils nach Rüsselsheim gebracht, verkauft oder verschrottet.

Der Autobauer, der seit Jahren unter Überkapazitäten leidet und 2016 endlich wieder schwarze Zahlen schreiben will, schließt sein Bochumer Werk – ein gravierender Einschnitt für die Region, aber auch für Opel. „Das Herz von Opel hat aufgehört zu schlagen“, sagte ein langjähriger Beschäftigter. Die Firmenzentrale in Rüsselsheim als Gehirn, aber Bochum als Herz – so sehen es die Bochumer Opelaner. Jetzt ist für Montag nur noch eine letzte Betriebsversammlung im Werk geplant. Am nächsten Freitag geben die meisten Opelaner Werkskleidung und Ausweis ab.

Mehr als 20.000 Menschen haben in der Ruhrgebietsstadt einst Opel-Fahrzeuge montiert. Die Bochumer Opelaner sind im Schnitt 50 Jahre alt und über 20 Jahre am Band oder im Betrieb. Ihre Vermittlungschancen auf einem Ruhr-Arbeitsmarkt mit ohnehin überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit sehen Fachleute trotz guter Ausbildung und zweijähriger Transfergesellschaft mit großer Skepsis. 700 Arbeitsplätze bleiben – garantiert zunächst bis zum Jahr 2020 – in Bochum im zentralen Ersatzteillager von Opel. Das Lager läuft aber nicht mehr unter dem Opel-Logo, sondern wird vom Partnerunternehmen Neovia betrieben. Rund 2700 Menschen landen schließlich in der Transfergesellschaft.

Als Zeichen seiner Solidarität will der Musiker Herbert Grönemeyer die Mitarbeiter des Bochumer Opel-Werks zum Konzert einladen. „Es gibt konkrete Überlegungen, ein Konzert für die Bochumer Opelaner zu spielen oder sie alle einzuladen“, sagte der 58 Jahre alte Sänger. „Es geht jetzt darum, ihnen Mut zu machen.“ In einer solchen Situation könne sein Beitrag jedoch nur eine Geste sein, sagte Grönemeyer.

„Viel wichtiger ist es, die Opel-Mitarbeiter so lange zu stützen, bis in der Stadt eine andere Beschäftigung für sie gefunden wird.“ Er selbst wolle helfen, die Wut über das „zynische Verhalten des Konzerns“ öffentlich zu machen. „Vielleicht überlegen dann andere Autobauer, sich in Bochum anzusiedeln. Auch das wäre dann Solidarität“, so Grönemeyer weiter.

Der Musiker, der in Bochum aufgewachsen ist und der Stadt ihre gleichnamige Hymne schenkte, empfiehlt eine weitere Form des Protests: „Vielleicht sollte man im Ruhrgebiet keinen Opel mehr kaufen.“