Klaus Hofmann leitet erfolgreich den Brandschutzspezialisten Minimax Viking – und nun auch einen Fußball-Bundesligaclub. Wie es dazu kam, dass die Wochenenden nun dem Fußball gehören.

Hamburg. Wenn im bezahlten Fußball bei einem Club ein Präsident zurücktritt, dann ist häufig Feuer unterm Dach. Sowohl die HSV- als auch die St.-Pauli-Fans werden sich an die jüngsten Wechsel des Führungspersonals erinnern. Bei einem Club wie dem FC Augsburg vollzieht sich selbst ein Paukenschlag wie der überraschende Abschied des 14 Jahre lang amtierenden Walther Seinsch in verhältnismäßig geordneten Bahnen – dabei hätte sein Nachfolger viel Erfahrung als Brandschutzexperte.

Klaus Hofmann ist seit zwölf Jahren Vorstandsvorsitzender von Minimax Viking, einem weltweit renommierten Brandschutzspezialisten mit Sitz in Bad Oldesloe, den viele durch seine Feuerlöscher kennen. Seit Mittwochabend hat er ein neues Ehrenamt: Der 47-Jährige ist zum Präsidenten des Vereins gewählt worden, der vergangenen Sonnabend gerade den HSV in der Bundesliga mit 3:1 bezwang. „Das war keine Bauchentscheidung, sondern ein lang geplanter Übergang von Walther Seinsch und mir“, sagt Hofmann dem Abendblatt. Vom ersten Tag an habe man sich gut verstanden. Vielleicht, weil beide eine erfolgreiche Karriere als Unternehmer hinlegten. Der 73 Jahre alte Seinsch war Mitbegründer der Bekleidungskette Takko und Geschäftsführer beim Textildiscounter KiK, zog sich 1998 aus dem Berufsleben zurück.

Vor zwei Jahren startete Hofmann sein Engagement für den FC Augsburg, saß zunächst im Aufsichtsrat und wurde später Seinschs Stellvertreter. Nun ist er der erste Repräsentant eines Clubs, dem er sich von Kindesbeinen an verbunden fühlt. Schon als kleiner Junge hatte sein Vater ihn Mitte der 70er-Jahre zu allen Spielen der Fuggerstädter mitgenommen, für ihn drehte sich das runde Leder in Hof, Schweinfurt und Saarbrücken statt in München, Madrid oder Mailand. Das Clubidol Helmut Haller sah er live spielen, an den verpatzten Aufstieg in die Bundesliga 1974 erinnert er sich in allen Facetten. Später kickte er selbst in der Bayernliga für den Verein. Zu mehr reichte es nicht. Bundesligaspieler wurde er trotzdem – für den TC Kempten im Tennis.

1992 startet Hofmann seine berufliche Karriere. Nach seinem Uniabschluss als Industrieingenieur arbeitet er für den Lebensmittelkonzern Moksel. „Da habe ich 15 Monate im Schlachthof gearbeitet.“ Er lernt seine Jobs gern von der Pike auf. Vier Jahre später wechselt er zum Aufzughersteller Schindler. Bevor er als Manager anfängt, arbeitet er mehrere Monate lang als Fahrstuhlmonteur. Auch heute noch unterhält er sich häufiger – und teilweise auch lieber – auf einer Baustelle mit Arbeitern, die seine Löschsysteme einbauen, als mit anderen Firmenchefs. „Ich glaube, die Bodenhaftung behalten zu haben“, sagt Hofmann. Als ihn das Abendblatt bei einem früheren Termin fotografieren möchte, willigt er nur widerwillig ein. Die Mitarbeiter seien doch wichtiger. Wie Koketterie wirkte das nicht, sondern ehrlich.

Hofmann ist stolz auf seine mehr als 7000 Beschäftigten und das Unternehmen, das seit Jahren auf Wachstumskurs ist. Der Umsatz hat sich seit 2006 mehr als verdoppelt. Rund 1,3 Milliarden Euro sollen in diesem Jahr erlöst werden, knapp 150 Millionen Euro Gewinn erwartet Hofmann im laufenden Geschäftsjahr: „Es ist das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte.“

In Wittstock (Brandenburg) wird derzeit ein neues Werk gebaut. Rund 40 Millionen Euro investiert Minimax Viking. Spätestens ab 2017 sollen etwa 200 Mitarbeiter in einem neuen Verfahren Rohre beschichten, um sie besser vor Rost zu schützen. Seit dem Sommer gibt es mit Kirkbi einen neuen Anteilseigner. Nach mehreren Finanzinvestoren will das dänische Familienunternehmen, dem der Spielzeughersteller Lego seit Jahrzehnten gehört, langfristig an Bord bleiben. Für Hofmann, der auch Miteigentümer ist, ergibt sich ein klares Firmenziel: „Wir wollen die Nummer eins im weltweiten Brandschutzgeschäft werden.“ Von Platz 20 kommend habe man sich schon auf Platz zwei vorgearbeitet. Hofmann ist daher auch wichtig klarzustellen, dass die Firma unter der Woche seine ganze Arbeitskraft binden werde: „Minimax bleibt meine Toppriorität.“

Doch die Wochenenden werden – wie bisher schon – dem FC Augsburg gehören. Das reiche, weil die operative Führung bei den Sport- und Finanzgeschäftsführern liege. „Augsburg wird nie ein Krösus der Bundesliga sein. Wir wollen dauerhaft im Konzert der 25 größten deutschen Klubs mitspielen“, sagt der gebürtige Allgäuer, der sowohl nahe dem Firmensitz im Norden wie auch unweit von Augsburg im Süden Deutschlands Wohnsitze hat. Vorantreiben will er vor allem die Verzahnung von Jugend und Profis. Für den Bau eines Nachwuchszentrums spendete er mehr als eine Million Euro aus seinem Privatvermögen. Die Strukturen für die ferne Zukunft sind gelegt, für die nahe hat er einen Wunsch: „Ein Unentschieden am Wochenende in Köln.“