Neuer Vorstandschef Rolf Habben Jansen stellt sich erstmals der Öffentlichkeit. Börsengang hat für den Niederländer keine Priorität.

Hamburg. Mit Spannung war der Auftritt von Rolf Habben Jansen erwartet worden. Seit April ist der 48-jährige Niederländer bei Hapag-Lloyd – und seit Juli führt er Hamburgs Traditionsreederei als Vorstandschef. Öffentliche Auftritte waren bisher aber rar. Und Äußerungen zur Geschäftslage gab es von dem studierten Ökonomen gar keine. Dies änderte sich am Mittwoch. Der Grund: Hapag-Lloyd und die chilenische Reederei Compañia Sud Americana de Vapores (CAV) haben ihre Fusion rechtlich vollzogen. Zuvor hatte Chinas Wettbewerbsbehörde als letztes relevantes Kartellamt weltweit dem Zusammenschluss zugestimmt.

Gut gelaunt betrat Habben Jansen am frühen Nachmittag den Konferenzraum am Hamburger Konzernsitz. Er wechselte ein paar Worte mit dem Vorstandschef von CSAV, Oscar Hasbún, der extra für den großen Tag von Valparaíso an die Elbe gereist war. Dann stellte der Niederländer detailliert dar, wie er das Unternehmen, das unter der globalen Schifffahrtskrise leidet und in den ersten neun Monaten 2014 einen operativen Konzernverlust von 41 Millionen Euro eingefahren hat, wieder in die Erfolgsspur bringen will. Oberste Priorität habe ein Topservice für die Kunden, um diese zu halten und neue zu gewinnen. Am Ende des ersten Quartals 2015 sollen deshalb die zwei Computersysteme von Hapag-Lloyd und CSAV zusammengeschlossen werden, auch wenn die beiden Marken mittelfristig nebeneinanderher bestehen bleiben. „Wir verfügen nach der Fusion über 600 Büros. Das verspricht größte Nähe zu unseren Kunden sagte Habben Jansen, der als ausgewiesener Logistiker weiß, wovon er spricht. Vor seinem Einstieg bei Hapag-Lloyd war er fünf Jahre lang Vorstandschef der niederländischen Speditionsfirma Damco, einem Tochter-unternehmen des Hapag-Konkurrenten Mærsk.

Gleichzeitig wolle er die Integration der Mitarbeiter vorantreiben, sagte Habben Jansen. „Letztlich geht es um die Menschen.“ Sehr schnell würden die neuen Teams zusammengestellt. Man wolle darauf achten, dass die Gruppen aus Mitarbeitern beider Unternehmen bestehen. Personaleinsparungen stünden im kommenden Jahr nicht im Vordergrund. „Global geht es da um einen kleinen zweistelligen Millionenbetrag.“ Den rund 180 Hamburger CSAV-Mit-arbeitern, deren Jobs nun überflüssig werden, eröffnete Habben Jansen eine neue Perspektive: „Wir werden mindestens die gleiche Anzahl an neuen Jobs in Hamburg aufbauen, wie Stellen bei CSAV wegfallen. Wir sind da in einem guten Dialog mit den Betriebsräten.“

Und schließlich will Habben Jansen möglichst schnell die durch die Fusion geplanten Synergien in Höhe von 300 Millionen Euro jährlich schaffen, um die Rentabilität zu steigern. Die Grundlage habe man mit dem Zusammenschluss geschaffen: Zum einen steige das gemeinsame Unternehmen zur Nummer vier auf dem weltweiten Schifffahrtsmarkt auf, und Größe sei in der Branche wichtig.

Zum anderen werde der neue Konzern ein wichtiger Marktteilnehmer auf beiden Hauptfahrgebieten: den Ost-West- sowie den Nord-Süd-Verkehren. Schließlich will Hapag-Lloyd auch in den Nischen wieder Geld verdienen, wie etwa im Transport von Kühlcontainern, die im Lateinamerika-Verkehr eine große Rolle spielen. Ganz nebenbei bemerkte Habben Jansen, dass er auch über die Bestellung neuer großer Schiffe nachdenke. „Darüber gibt es aber noch keine Gespräche.“ Schließlich habe Hapag-Lloyd gerade erst zehn neue Schiffe der Hamburg-Express-Klasse in Empfang genommen. Hinzu kommen sieben Neubestellungen von CSAV. „Unsere Flotte ist im Schnitt acht Jahre alt. Damit sind wir wettbewerbsfähig“, so Habben Jansen.

Ziel sei es, möglichst schnell das Ergebnis zu verbessern. „Sie kennen unsere Zahlen, die sind nicht begeisternd.“ Signifikante Erhöhungen der Frachtraten erwartet er in absehbarer Zeit nicht. Einen Gewinn für Hapag-Lloyd sieht er erst ab 2016. „Vor oder nach Steuern?“, wird er gefragt. „Für mich heißt Gewinn immer nach Steuern“, sagt der neue Vorstandschef.

Mit dem geplanten Börsengang will sich Habben Jansen hingegen Zeit lassen. „Ein Börsengang hat für uns im Moment keine Top-Priorität“, sagte der Vorstandschef. Dennoch halte Hapag-Lloyd an seinen Börsenplänen fest. Es sei allerdings schwierig vorherzusagen, ob dies wie bislang geplant Ende 2015 oder erst Anfang 2016 möglich sein werde. Erst müsse das Unternehmen wieder florieren. „Dann steigt ja auch der Aktienwert“, gab Habben Jansen zu Bedenken. Auch einen weiteren Zusammenschluss mit anderen Reedereien schließt er mittelfristig nicht aus. „Das muss aber aus einer Position der Stärke geschehen. Dazu müssen wir jetzt erst einmal liefern“, schloss er seine Ansprache.

Dann machte sich Habben-Jansen auf den Weg nach Chile, um den Mitarbeitern dort Rede und Antwort zu stehen. Hinter den Kulissen gab es derweil noch ein Stühlerücken: Jürgen Weber hat mit dem Abschluss der Fusion seinen Vorsitz im Aufsichtsrat von Hapag-Lloyd niedergelegt. Sein Nachfolger ist Michael Behrendt, der die Hamburger Reederei bis Juni geführt hat. Zudem rückten CSAV-Chef Hasbún sowie ein weiterer chilenischer Vertreter in den Aufsichtsrat nach.