Taxifahren in Hamburg wird jetzt noch billiger: Uber überbietet Konkurrent mytaxi. Wer bei Uber einsteigt, kann bis Heiligabend mit satten 60 Prozent Rabatt rechnen. Wie kann das gehen?

Hamburg. Die Rabattschlacht im Hamburger Taxigewerbe weitet sich aus. Nach dem Vermittler mytaxi verspricht nun auch der Konkurrent Uber einen kräftigen Preisnachlass, wenn Fahrgäste in Hamburg eine Tour über dessen Smartphone-App buchen und bezahlen. Statt 50 Prozent wie bei mytaxi will Uber bis Heiligabend sogar 60 Prozent der regulären Fahrtkosten übernehmen. „Wir halten die Rabattaktion von mytaxi für durchaus gelungen und wollen den Hamburgern nun ebenfalls ein attraktives Angebot machen“, sagt Uber-Sprecher Fabien Nestmann. „Generell kann der Taximarkt mehr Wettbewerb vertragen.“

Das US-Unternehmen Uber versucht bereits seit Monaten auf besonders aggressive Weise, im deutschen Taxigeschäft Fuß zu fassen. Ursprünglich waren die Amerikaner in Hamburg und Berlin mit ihrem Dienst UberPop an den Start gegangen, bei dem Privatleute als Taxifahrer agieren. Dieser Dienst stieß aber auf heftige Proteste der professionellen Fahrer und wurde von der Wirtschaftsbehörde und dem Oberverwaltungsgericht untersagt. Für Privatleute sind seitdem nur noch Fahrten zum wenig attraktiven Selbstkostenpreis von 35 Cent pro Kilometer erlaubt. Das sind dieselben Konditionen, die auch für Mitfahrzentralen gelten.

Um nicht gänzlich den Anschluss auf dem Hamburger Markt zu verlieren, ist Uber Anfang November nun mit dem Dienst UberTaxi an den Start gegangen, bei dem die Amerikaner ähnlich wie die Konkurrenz professionelle Taxifahrer vermitteln. Auf diesen Dienst, der fast genauso funktioniert wie bei mytaxi, bezieht sich nun das aktuelle 60-Prozent-Angebot.

Die Rabattaktion von mytaxi ist unterdessen eher durchwachsen angelaufen. Während das Unternehmen selbst von einem Buchungsanstieg um mehr als 50 Prozent sprach, blieb der ganz große Ansturm nach Abendblatt-Recherchen zunächst aus. Mehrere mytaxi-Fahrer berichteten von einem vergleichsweise durchschnittlichen Montagsgeschäft.

Bei einem stichprobenartigen Test in der Innenstadt zeigte sich, dass bestellte Fahrzeuge, die über die mytaxi-App gebucht wurden, innerhalb weniger Minuten zur Verfügung standen. Der versprochene Rabatt von 50 Prozent wurde im Prinzip gewährt, allerdings nur dann, wenn sich der Fahrgast zuvor akribisch genau an die Vorgaben für die Aktion hielt.

So genügte es beispielsweise nicht, ein Taxi einfach nur über mytaxi zu ordern. Der Kunde musste zuvor auch seine Kreditkartendaten in der Smartphone-App hinterlegen und bei der Buchung selbst noch die Funktion „Bezahlen per App“ wählen. Wurde dies vergessen, war eine bargeldlose Bezahlung im Anschluss nicht mehr möglich und es gab auch keinen Rabatt. Zu Problemen kam es in einem Fall auch, weil die Kreditkartendaten zwar hinterlegt wurden, dann zum Bezahlen aber noch ein Sicherheits-PIN abgefragt wurde, der dem Kunden nicht bekannt war.

Der deutsche Taxi- und Mietwagenverband kritisierte die Rabattschlacht der Vermittler scharf. „Ein Preisnachlass von 50 Prozent oder mehr, der über Wochen gewährt wird, riecht stark nach Dumping“, sagte Verbandsgeschäftsführer Thomas Grätz dem Abendblatt. „Aus unserer Sicht könnte hier unlauterer Wettbewerb vorliegen.“ Ähnlich hatte sich zuvor auch schon der Hamburger Taxenverband geäußert. Der stellvertretende Vorsitzende Clemens Grün sprach mit Blick auf mytaxi von einer „Wahnsinnsaktion“. Es sei kapitalkräftigen Firmen schlicht nicht gestattet, durch den Verkauf unter Einstandspreis andere aus dem Markt zu verdrängen. Eine entsprechende Klage könnte demnächst von dem Hamburger Marktführer Hansa Funktaxi kommen. Derzeit prüfe man die rechtlichen Möglichkeiten erklärte ein Sprecher des Unternehmens.

Die Hamburger Wirtschaftsbehörde hatte allerdings erklärt, dass die dort angesiedelte Taxenaufsicht keinen Verstoß gegen geltende Richtlinien erkennen könne. Wenn die Aktion von mytaxi gesponsert werde, so habe man nichts zu beanstanden, erklärte eine Sprecherin. Ein Verstoß gegen die Tarifpflicht liege nicht vor. Bei mytaxi und auch bei Uber wird in den jeweiligen Smartphone-Apps zunächst der reguläre Fahrpreis ausgewiesen, dann aber gleich mit einem Gutschein in Höhe von 50 beziehungsweise 60 Prozent verrechnet.

Die regulären Taxipreise sind in Hamburg erst im Oktober dieses Jahres kräftig gestiegen. Der Senat beschloss eine Anhebung der Tarife um durchschnittlich 7,8 Prozent, um die Zahlung des Mindestlohns von 8,50 Euro in der Branche zu sichern.

Pro Fahrt fällt jetzt eine Grundgebühr von 3,20 Euro an, das sind 30 Cent mehr als zuvor. Hinzu kommen für die ersten vier Kilometer jeweils 2,35 Euro, danach sinkt der Preis auf 2,10 beziehungsweise 1,45 Euro (ab dem zehnten Kilometer). Schon vor der Preisanhebung war das Portal taxi-rechner.de zu dem Ergebnis gekommen, dass Hamburg zu den bundesweit teuersten Städten für Fahrgäste zählt.