Wegen des Pilotenstreiks fallen heute viele Lufthansa-Verbindungen aus, betroffen sind die Flieger Richtung München und Frankfurt. Ein neuer Tarifkonflikt spitzt sich zu.

Hamburg. Der erneute Pilotenstreik bei der Lufthansa führt an diesem Dienstag in Hamburg voraussichtlich zu mehr Flugstreichungen als zunächst vorgesehen. Nachdem am Montag seit dem Vormittag insgesamt 18 Ankünfte und Abflüge in Fuhlsbüttel ausfielen, sollen am Dienstag 46 Verbindungen gestrichen werden, sagte eine Flughafensprecherin. Dies sind vier mehr als im ersten Notflugplan der Lufthansa vom Sonntagabend ausgewiesen.

Die Ausfälle betreffen ausschließlich Ankünfte und Abflüge von und nach Frankfurt und München. Am Flughafen Hamburg gibt es täglich insgesamt 400 Starts und Landungen. Im Terminal 2 des Hamburger Flughafens, in dem Lufthansa-Flüge abgefertigt werden, war es am Dienstagnachmittag auffallend leer.

Der erneute Streik der Piloten hat die Lufthansa und ihre Passagiere wieder hart getroffen. Auf einer von der Fluggesellschaft im Internet veröffentlichten Liste finden sich bis inklusive Mittwoch 1396 gestrichene Verbindungen, die wegen des Arbeitskampfes nicht angeboten werden können. Das sind knapp 50 Prozent der in diesem Zeitraum üblicherweise angesetzten Flüge. Rund 150.000 Passagiere seien betroffen, teilte die Lufthansa mit. Verbindungen der Konzerntochter Germanwings waren von dem Streik nicht betroffen. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte die Lufthansa-Flugzeugführer zu einem eineinhalbtägigen Arbeitskampf aufgerufen, der neunte in der Tarifrunde. Hintergrund sind die erneut gescheiterten Verhandlungen unter anderem zur Übergangsversorgung der rund 5400 Piloten von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings.

Ist mein Flug von dem Streik betroffen?

Derzeit gehen die Piloten im Durchschnitt mit knapp 59 Jahren in den von der Firma bezahlten Vorruhestand. Die Lufthansa will diesen Schnitt für die Bestandspiloten in Schritten auf 61 Jahre erhöhen. Die VC stört sich daran, dass für neue Piloten bislang keinerlei finanzielle Unterstützung für den Vorruhestand vorgesehen ist.

Strittig sind zudem die Gehälter der Piloten und die künftige Billigstrategie des neuen Konzernchefs Carsten Spohr, die aber nicht Gegenstand der Tarifverhandlungen ist. Das Konzept soll unter dem Titel Wings am Mittwoch vom Aufsichtsrat des DAX-Konzerns beschlossen werden soll.

Beim bereits existierenden Billigableger Eurowings und einer geplanten neuen Billigtochter für die Langstrecke soll der gerade umstrittene Konzerntarifvertrag nicht gelten. Piloten und Flugbegleiter würden deutlich weniger verdienen als ihre Kollegen in den Maschinen mit dem Kranichlogo am Heck. Auch die komfortable Übergangsversorgung vor dem Renteneintritt käme ihnen nicht zugute.

Zusätzliches Bahn-Personal

Die Deutsche Bahn will die Folgen für die Passagiere abmildern. An den Streiktagen werde man an den erwarteten Schwerpunkten Frankfurt und München zusätzliches Personal zur Information der Reisenden einsetzen, teilte das Unternehmen in Berlin mit.

Auch zusätzliche Züge könnten für besonders ausgelastete Strecken zum Einsatz kommen. Lufthansa-Kunden können ihr Flugticket für innerdeutsche Verbindungen online, an Check-in-Automaten und an den Lufthansa-Schaltern in Bahn-Gutscheine umwandeln, mit denen man in den Zug einsteigen kann.

Unabhängig von den Verhandlungen mit den Lufthansa-Piloten könnte in den nächsten Monaten noch ein anderer Tarifkonflikt zu Flugausfällen führen: Im November haben die Tarifgespräche für das Sicherheitspersonal an Flughäfen begonnen.

Peter Bremme, Verhandlungsführer der Gewerkschaft Ver.di in Hamburg, rechnet mit harten Auseinandersetzungen mit dem Bundesverband der Sicherheitswirtschaft. Ver.di fordert unter anderem eine Anhebung des Gehalts von 14 Euro auf 15 Euro je Stunde.

Im Februar und März 2013 waren am Hamburger Flughafen während der vorangegangenen Tarifrunde an mehreren Streiktagen zahlreiche Verbindungen ausgefallen.