Nach 35 Jahren gibt der Hamburger Outdoorhändler seine Eigenständigkeit auf. Fjällräven-Hersteller Fenix übernimmt Mehrheit an neuer Holding

Hamburg. Die derzeitige Lage im deutschen Outdoormarkt ist alles andere als einfach für die Hamburger Handelskette Globetrotter. Der Markt ist weitgehend gesättigt, das Geschäft mit wetterfesten Jacken, Rucksäcken und anderen Ausrüstungsgegenständen läuft eher schleppend. Vor allem die aggressive Konkurrenz aus dem Internet setzt dem vor 35 Jahren in der Hansestadt gegründeten Unternehmen zu. Zweistellige Wachstumsraten wie in der Vergangenheit sind schon seit Jahren passé, rote Zahlen die Folge.

Nun hat die schwierige wirtschaftliche Situation offenbar zur Aufgabe der Eigenständigkeit des deutschen Marktführers im Outdoorsegment geführt. Wie Globetrotter mitteilte, wird die Kette mit insgesamt 13 Erlebnishäusern und Läden Teil der Holding Frilufts Retail Europe, an der die schwedische Fenix-Gruppe mit 60 Prozent die Mehrheit hält. 40 Prozent der Anteile liegen bei den Altgesellschaftern von Globetrotter.

Teil der neuen Holding sind auch die schwedische Kette Naturkompaniet und der finnische Outdoorhändler Partioaitta, die zuvor bereits zu Fenix gehörten. Gemeinsam kommen die drei Händler auf einen Umsatz von rund 260 Millionen Euro, wobei der Löwenanteil auf Globetrotter entfällt.

Die Fenix-Gruppe ist bei Globetrotter schon seit Längerem engagiert, bereits Anfang des Jahres hatten die Skandinavier 20 Prozent der Anteile an der Hamburger Kette erworben. Von einer weiteren Aufstockung war zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht die Rede. In Deutschland ist Fenix vor allem als Hersteller von Outdoormarken wie Fjällräven und Hanwag bekannt. Hinter der Gruppe steht die Familie des mittlerweile verstorbenen Fjällräven-Gründers und schwedischen Outdoorpioniers Åke Nordin.

Die Führung der Frilufts-Holding wird Ulf Gustafsson, Aufsichtsratsmitglied bei Fenix, übernehmen, für das Tagesgeschäft soll hingegen Globetrotter-Geschäftsführer Thomas Lipke zuständig sein. Seine jetzigen Aufgaben bei der Hamburger Kette wird Lipke beibehalten, auch sein Kollege Andreas Bartmann und die übrige Globetrotter-Führung bleiben im Amt.

In naher Zukunft haben die neuen, schwedischen Eigentümer offenbar große Pläne für Globetrotter und die beiden anderen Outdoorketten. Geplant sei ein Börsengang der Frilufts-Holding, heißt es in der Mitteilung. Wie genau dieser Sprung aufs Parkett gestaltet werden soll und mit welcher Wachstumsstory potenzielle Anleger gewonnen werden sollen, blieb zunächst unklar. Denkbar wäre, dass zu den drei Ketten in der Holding noch weitere hinzugekauft werden könnten. Die Globetrotter-Chefs lehnten jeden Kommentar zu den weiteren Plänen ab. Auch Fenix nahm über die offizielle Mitteilung hinaus keine Stellung.

In jedem Fall dürften der Eigentümerwechsel und ein bevorstehender Börsengang zu erheblicher Unruhe bei den Mitarbeitern von Globetrotter führen. Das Unternehmen hat sich bislang eher durch ein familiäres und soziales Image ausgezeichnet, die Renditeanforderungen am Kapitalmarkt könnten zu einer grundlegenden Änderung in der Firmenkultur führen.

Der Kostendruck ist bei Globetrotter allerdings schon seit Längerem zu spüren. Erstmals in der Unternehmensgeschichte hatten die Hamburger im vergangenen Jahr 100 von 1500 Stellen in der Logistik gestrichen. Aus Sparzwängen heraus ist die Kette auch dabei, Logistik und Verwaltung an einem Standort im Gewerbegebiet Höltigbaum zu konzentrieren. Etwa 250 Hamburger Angestellte aus der Zentrale sollen laut früheren Angaben an den neuen Standort umziehen, an dem heute schon rund 300 Globetrotter-Mitarbeiter beschäftigt sind.

Die Geschäfte des Outdoorspezialisten sind zuletzt eher schwach verlaufen. Im Geschäftsjahr 2013/14 (per Ende Februar) erzielten die Hamburger einen Umsatz von 230 Millionen Euro, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, wie das Management anlässlich der Eröffnung der vorerst letzten Erlebnisfiliale in Stuttgart im September einräumen musste. Im Geschäftsjahr davor wurde laut Bundesanzeiger ein Verlust von 1,9 Millionen Euro gemacht, nach einem Minus von 1,2 Millionen Euro im Jahr davor. Auch für dieses Jahr rechne man noch mit einem negativen Ergebnis, hatte Geschäftsführer Bartmann im August dem Abendblatt gesagt.

Zu schaffen macht Globetrotter vor allem das Onlinegeschäft, das hinter den Erwartungen zurückbleibt. Lange haben sich die Hamburger geweigert, die Rabattschlachten und Preiskämpfe im Netz mitzumachen, was zu Einbußen auf der Umsatzseite führte. Mittlerweile wird zwar vorsichtig umgesteuert und auch das Onlinegeschäft stärker mit dem in den Filialen verzahnt, doch ob diese Anstrengungen Früchte tragen, ist nicht bekannt.

Trotz der schwierigen Lage hatten sich die Globetrotter-Chefs zuletzt noch kostspielige Randprojekte wie etwa den Bau eines eigenen Hotels in der Nähe von Eckernförde geleistet, das mit elf Millionen Euro deutlich teurer wurde als ursprünglich veranschlagt. Geld verdient die Handelskette mit der Globetrotter Lodge ebenfalls nicht.