Uschi und Angela Sprink verkaufen seit 22 Jahren an der Steinstraße Weihnachts-Köstlichkeiten aus Nürnberg

Hamburg. Es ist eng. Die Kunden stehen in einer Schlange, die bis auf die Straße reicht. Sie warten geduldig, bis sie an der Reihe sind und nach Herzenslust Lebkuchen oder anderes weihnachtliches Gebäck bei Uschi Sprink und ihrer Tochter Angela einkaufen können. In der Steinstraße duftet es in dem 15 Quadratmeter großen Geschäft nach Zimt und Schokolade. In dem Laden mit dem Namen Alissa verkauft Angela Sprink im Sommer Eis – im Winter verführt ein großes Angebot von Weihnachts-Leckereien des Nürnberger Herstellers Schmidt zum Schlemmen. Neben der Festtagstruhe für 72,90 Euro gibt es unter anderem auch Lebkuchensterne für 2,60 Euro oder sechs Elisen in der Dose für sieben Euro.

„Wir kommen jedes Jahr mehrmals zu den beiden Frauen“, sagt ein Ehepaar. Der Mann trägt auf dem Rücken einen großen Rucksack, seine Frau hebt die süßen Schätze, die sie gerade erworben hat, hinein. Manche Kunden reisen auch aus anderen Bundesländern an, um bei Mutter und Tochter Sprink einzukaufen. Neben der Lauf- und Stammkundschaft haben auch immer mehr Unternehmen die Sprinks entdeckt.

„Wir verkaufen im Winter in unserer Eisdiele bereits seit 22 Jahren Lebkuchen der Firma Schmidt aus Nürnberg“, sagt Uschi Sprink. Der Umsatz, den die beiden Frauen erwirtschaften, steigt stetig. Auch im kommenden Jahr will die 67-Jährige, die früher mit ihrem Mann mehrere Imbissrestaurants betrieb, neben ihrer Tochter wieder den ganzen Tag am Tresen stehen. Der Job ist knochenhart.

„Auch wenn wir morgens um zehn Uhr unseren Laden öffnen, komme ich oft bereits vier Stunden früher ins Geschäft, vor allem dann, wenn neue Ware angeliefert wird“, sagt Angela Sprink. Platz für ein Lager hat sie nicht. Das gesamte Sortiment stapelt sich in Kartons im Laden. Zweimal vier Europaletten erhält sie pro Woche aus Nürnberg. Das ist viel, reicht aber oft wegen der hohen Nachfrage nicht aus. Dann trösten die Frauen ihre Kunden damit, dass sie jederzeit anrufen und nachfragen können, ob ihr Lieblingsprodukt in dem Geschäft wieder erhältlich ist. „Im vergangenen Jahr waren wir bereits am 22. Dezember ausverkauft“, sagt Angela Sprink. Der Nürnberger Hersteller geht einen in der Branche ungewöhnlichen Weg. Neben dem Versand bietet das 1926 gegründete Unternehmen in der Vorweihnachtszeit im Direktvertrieb in mehr als 100 über Deutschland verteilten Läden mit insgesamt rund 800 Mitarbeitern seine Produkte an. In klassischen Supermärkten gibt es die Leckereien hingegen nicht zu kaufen.

„Schon als ich meine Eisdiele Alissa vor 22 Jahren erwarb, war die Firma Schmidt Mieter der Räume im Winter“, sagt Angela Sprink. Trotzdem mussten sich Mutter und Tochter nochmals bei Schmidt bewerben, ehe sie im eigenen Laden das Lebkuchensortiment aus Süddeutschland verkaufen durften. In der Hochsaison laufen bei dem Unternehmen in Nürnberg täglich rund drei Millionen Lebkuchen und weitere süße Sachen vom Band.

Die kleinen braunen Leckereien sind in aller Welt gefragt. Laut Statistischem Bundesamt haben deutsche Unternehmen von Oktober 2011 bis einschließlich September 2012 (neuere Zahlen gibt es noch nicht) 14.200 Tonnen Lebkuchen im Wert von 44,9 Millionen Euro exportiert.

Doch in Deutschland ist der Absatz seit dem Jahr 2009 um 22 Prozent zurückgegangen. In dem Hamburger Laden, dem einzigen im Norden, brummt das Geschäft dagegen noch. Uschi und Angela Sprink haben wegen der zahlreichen Kunden oftmals kaum noch Zeit, in Ruhe einen Kaffee zu trinken.