Hamburg wächst stärker als die Konkurrenz in den ersten neun Monaten. Wirtschaftssenator fordert rasche Elbvertiefung

Hamburg. Alle drei Monate stellt die Marketinggesellschaft des Hamburger Hafens die aktuellen Umschlagzahlen vor. Eine Routineveröffentlichung, bei der der Wirtschaftssenator in der Regel nicht dabei ist. An diesem Montag war das anders. Noch vor Bekanntgabe der jüngsten Zahlen ergriff Senator Frank Horch (parteilos) das Wort. Er habe es für wichtig erachtet, angesichts der aktuellen Entwicklung noch einmal eine generelle Positionierung beim Thema Elbvertiefung vorzutragen, sagte er. Was folgte, war ein flammender Appell. „Die Zeit läuft uns davon“, sagte Horch zum Bauprojekt.

Grund sei die Tatsache, dass die Anzahl besonders großer Containerschiffe, die Hamburg anlaufen werden, stark wächst. Für die Elbvertiefung warte man aber immer noch auf die Genehmigung. „Die rasant wachsenden Schiffsgrößen haben eine Fahrt aufgenommen, bei der der seewärtige Zugang zum Hamburger Hafen unbedingt gehalten werden muss“, sagte Horch. Von Januar bis September habe es 374 Anläufe von besonders großen Containerschiffen mit Stellplatzkapazitäten von mehr als 10.000 Standardcontainern (TEU) gegeben. Das seien 23,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Für 2015 seien bereits zehn Großschiffe mit einer Länge von mehr als 400 Metern für den regelmäßigen Verkehr nach Hamburg angemeldet. „Das macht die Dringlichkeit der Fahrrinnenanpassung deutlich“, sagte der Wirtschaftssenator.

Zugleich zeigte er sich zuversichtlich, dass die Erlaubnis zu den Baggerarbeiten im Grund der Elbe erteilt wird. „Wir sind absolut sicher, dass die Fahrrinnenanpassung kommt. Wann sie kommt, da gerate ich schon ins Stocken“, so Horch. Er verwies darauf, dass der Europäische Gerichtshof in Luxemburg im Frühjahr 2015 zu einer Entscheidung kommen wird. „Ich möchte heute an alle, denen der Hamburger Hafen am Herzen liegt, appellieren, nach außen hin – gerade auch gegenüber den internationalen Hafenkunden – deutlich zu machen, dass das Projekt zwar noch nicht realisiert werden kann, jedoch auf einem klareren Zielkurs ist als es jemals war“, betonte Horch abschließend.

Trotz der Probleme aufgrund des geringen Tiefgangs bei der Fahrt in den Hafen geht Hamburg Hafen Marketing (HHM) für das Gesamtjahr 2014 von einem deutlichen Wachstum von 3,6 Prozent beim Gesamtumschlag aller Güter und von 3,8 Prozent beim Containerumschlag aus. Und auch im kommenden Jahr erwarte er einer ähnliche deutliche Zunahme, sagte HHM-Geschäftsführer Axel Mattern. Vor allem die eindeutige Aufwärtsbewegung der Umschlagzahlen in den ersten neun Monaten, die sich zwar etwas verlangsamt habe, aber immer noch auf Rekordniveau sei, veranlasse ihn zu der optimistischen Einschätzung.

Mit einem Gesamtumschlag von rund 110 Millionen Tonnen erreichte der Hamburger Hafen von Januar bis September eine neuen Umschlagrekord. Der Zuwachs war mit 5,7 Prozent überdurchschnittlich gut. Der wichtige Containerumschlag erreichte mit einem Plus von 6,4 Prozent auf 7,4 Millionen TEU ebenfalls eine neue Rekordmarke. Zwar wächst auch der Umschlag in den Wettbewerbshäfen Rotterdam (plus 4,2 Prozent) und Antwerpen (plus fünf Prozent) deutlich an, allerdings nicht so stark wie in Hamburg. Deswegen konnte die Hansestadt ihren Marktanteil im Containerverkehr in den ersten neun Monaten von 26,1 auf 26,7 Prozent ausbauen. Beim Massengut gab es eine Zunahme von 0,7 Prozent auf 31,6 Millionen Tonnen, der Stückgutumschlag stieg um 1,1 Prozent auf 1,44 Millionen Tonnen. Insgesamt zeigte sich erneut, wie stark der Hamburger Hafen von der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas abhängt. Das Land ist der größte Handelspartner. Der seeseitige Außenhandel mit Hamburg wuchs bis September um 12,8 Prozent. 2,3 Millionen Boxen wurden im Containerverkehr mit China umgeschlagen – fast ein Drittel der Gesamtmenge.

Besonders stark wuchs auch der Containerverkehr mit polnischen Häfen. 300.000 Standardcontainer wurden von Hamburg dorthin transportiert, das entspricht einem Plus von 29,2 Prozent. „Mit der Zunahme wird deutlich, dass neben Hamburgs guten Landverbindungen per Bahn und Lkw der seeseitige Containertransport zur Versorgung des polnischen Marktes weiter an Bedeutung gewinnt“, sagte Ingo Egloff, ebenfalls Geschäftsführer der HHM. Er kündigte an, dass das Hafenmarketing diese Entwicklung nutzen will, um noch mehr in Polen für Hamburg zu werben.

Angesichts des positiven Gesamtzuwachses fällt der Rückgang des Containerverkehrs von Hamburg nach Russland um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum kaum ins Gewicht. Egloff betonte, dass der Hafen seine Beziehungen zu Russland trotz des Embargos aufrechterhalten wolle.