Unternehmen leiden unter Konflikt mit Russland sowie der politisch unsicheren Lage im Nahen Osten. 2013 floss besonders viel Geld in neue Projekte

Hamburg. Im vergangenen Jahr war noch alles gut. Hamburgs Industriebetriebe steckten 2013 einen Rekordbetrag in die Anschaffung neuer Maschinen und Anlagen, während die Investitionen im Bundesdurchschnitt bereits zurückgingen. Doch jetzt kann sich auch die Wirtschaft in der Hansestadt nicht mehr gegen den allgemeinen Trend stemmen. Dem Industrieverband Hamburg (IVH) zufolge nimmt die Bereitschaft der Betriebe ab, finanzielle Mittel in die Aufrüstung ihrer Sachanlagen zu stecken. Grund ist die allgemeine konjunkturelle Eintrübung.

Und an dem Rückgang wird sich vorerst wohl auch nichts ändern. „Die Hamburger Industrie baut auch weiterhin mit hohen Investitionen auf diesen Standort. Allerdings wirkt die allgemeine konjunkturelle Eintrübung, insbesondere auf den europäischen Märkten, die sich noch nicht wie erhofft erholt haben, dämpfend auf die künftige Investitionstätigkeit unserer produzierenden Unternehmen“, sagte der IVH-Chef Michael Westhagemann dem Abendblatt.

Daimler, Aurubis und Arcelor Mittal steckten 2013 viel Geld in neue Anlagen

Außerdem befürchtet er, dass sich der Konflikt mit Russland sowie die sich zuspitzende politische Lage im Nahen Osten auch 2015 auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen auswirken. Bereits vor drei Wochen deutete eine Umfrage unter Hamburger Industriebetrieben auf eine Verschlechterung des Geschäftsklimas hin. Damals beklagten die Unternehmen einen Einbruch bei den Auftragseingängen.

Wie stark der Dämpfer für die Investitionen ausfallen wird, lässt sich laut Industrieverband noch nicht in Zahlen fassen. Hamburg kommt allerdings von einem hohen Niveau, denn die Investitionstätigkeit der hiesigen Industrie ist 2013 kräftig ausgeweitet worden, wie das Statistikamt Nord am Donnerstag bekanntgab. Demnach steckten 92 Prozent der Betriebe Geld in neue Ausrüstungen, Immobilien oder sonstige Sachanlagen – und zwar in Höhe von insgesamt mehr als 1,1 Milliarden Euro. Nach den bereits deutlichen Steigerungen 2011 und 2012 erreichte dieser Wert mit einem Plus von sieben Prozent erneut ein Rekordniveau. Allein für die Anschaffung von Maschinen und anderen Anlagen wurde rund eine Milliarde Euro ausgegeben, das sind sieben Prozent mehr als 2012. Die Investitionen in Immobilien (Gebäude und Grundstücke) betrugen zusammen 97 Millionen Euro und lagen damit um zwei Prozent über dem Vorjahresniveau.

Allerdings entwickelten sich die Neuanschaffungen der Betriebe je nach Branche sehr unterschiedlich. Ein Plus von 48 Prozent auf 148 Millionen Euro wiesen beispielsweise die Investitionen im Bereich der Metallerzeugung und -bearbeitung aus. Auffallend hoch waren die Investitionen des Aurubis-Konzerns, der jeweils 50 Millionen Euro in die Verbesserung der Kupferproduktion und in eine neue Anlage zur Gewinnung von Edelmetallen wie Gold und Silber aus den anfallenden Anodenschlämmen investierte.

Zudem nahm das Stahlwerk von Arcelor Mittal einen Produktionsofen für 3,5 Millionen Euro in Betrieb. Auch der Fahrzeugbau steigerte sein Investitionsvolumen um 20 Prozent auf 405 Millionen Euro. Allein Daimler baute für 100 Millionen Euro seine Fertigung in Harburg zur Einführung der neuen C-Klasse aus.