Das Geschäft von Klempnern und Installateuren wie Frank Holland boomt in der Hansestadt. Immer mehr Hamburger investieren in hochwertige sanitäre Einrichtungen. Das steigert den Wert der Immobilien.

Hamburg. Seit 30 Jahren saniert und repariert Installateurmeister Frank Holland Bäder und sonstige sanitäre Einrichtungen. Er hat gute Zeiten und schlechte Zeiten erlebt. Selten liefen die Geschäfte aber so glänzend wie derzeit. Die Auftragsbücher seien voll, sagt er. Einer der Gründe ist ein neuer Trend, der vor allem bei gut betuchten Hamburgern Einzug hält: die Badrenovierung als Geldanlage.

Erst hatte Holland das gar nicht gemerkt. „Es war ein schleichender Prozess, der mit der Finanzkrise 2007 begann.“ Seitdem wächst das Geschäft deutlich. „Jährlich um locker zehn Prozent“, sagt er. Holland ist 46 Jahre alt und Prokurist der Bauklempnerei Knecht GmbH, die seit 50 Jahren am Markt ist und mit 24 Mitarbeitern in Boberg sitzt. Deren Arbeit hat sich grundlegend gewandelt. Wurden Bäder früher als reine Nasszellen betrachtet, die vor allem funktional ausgestattet waren, geht es heute darum, regelrechte Entspannungsräume zu schaffen. „Im Trend sind Bäder als Wohlfühl-Oasen, die zwischen 25.000 und 40.000 Euro kosten, in der Spitze auch deutlich mehr“, sagt Holland und zeigt stolz sein neuestes Werk: „Sehen Sie, Flusssteine statt Kacheln. Und da an der Wand italienischer Putz, achtfach verspachtelt.“

Gut bezahlte Manager gehören zu den Kunden der Firma Knecht. Vor allem aber ältere Leute, die einiges an Geld angespart haben. Die Generation der über 50-Jährigen mache ein Drittel und mehr der Kunden aus, insbesondere im Bereich der hochwertigen Arbeiten, sagt Holland. „Badsanierungen werden auch als Geldanlage betrachtet“, sagt er. Vor allem seit die Sparzinsen der Banken so gesunken sind. „Sparanlagen bieten weniger Rendite. Und wenn Sie sich für 60.000 Euro ein neues Auto kaufen, verliert es schnell an Wert.“ Ein hochwertiges Bad steigere aber den Wert einer Immobilie, so Holland. Das gelte auch für Eigentumswohnungen. Bei der Vermietung oder beim Verkauf schauen die Interessenten als Erstes immer in die Küche und ins Bad, meint Holland. Ragen die qualitativ heraus, seien viele schon positiv gestimmt. Komfortlösungen wie bodenebene Duschen seien besonders gefragt, weil sie optisch überzeugen und gleichzeitig barrierefrei sind.

Nicht allein die Firma Knecht freut sich über volle Auftragsbücher. Das Segment der Badsanierung boomt geradezu. Deutsche Haus- und Wohnungsbesitzer haben allein im vergangenen Jahr 495.000 Bäder modernisieren lassen, belegen Zahlen des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima. Laut einer aktuellen Emnid-Studie plant jeder fünfte Immobilieneigentümer in den nächsten fünf Jahren eine Badrenovierung. Maßgeblicher Treiber im Markt ist nicht nur bei der Firma Knecht die Generation der über 50-Jährigen. Die Älteren legen besonderen Wert auf komfortable Einrichtungen und verfügen über die finanziellen Mittel, um ihre Bäder umzubauen.

„Die Auftragslage unserer Mitglieder ist derzeit erfreulich. Insbesondere das Kundendienstgeschäft sowie die Sanierung von Bädern und Heizungen bringt positive Effekte“, sagt Walter Wohlert, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Sanitär, Heizung, Klempner (SHK) Hamburg. Die niedrigen Hypothekenzinsen tragen ebenfalls dazu bei, dass mehr investiert wird“, sagt Wohlert. Der Umsatz sei 2013 um 14 Prozent gestiegen. Das spiegele sich auch am Hamburger Arbeitsmarkt wider. So sei die Zahl der Mitarbeiter in den 1963 Hamburger Betrieben um 20 Prozent gewachsen, so Wohlert.

Allerdings sind viele Firmen bei der Auswahl der Mitarbeiter vorsichtig: „Wir bewegen uns in den Privathäusern anspruchsvoller Kunden. Das ist auch eine Vertrauenssache, wen ich dort hinschicke“, sagt Holland. Deshalb greife die Firma Knecht selten auf Kräfte von außen zurück. „Mehr als zwei Drittel unserer Mitarbeiter haben in unserer Firma gelernt. Und wir bilden weiter aus“, so Holland.

Die Gebäudetechnik-Messe

Neben der Sanierung von Bädern wächst auch das Geschäft im Heizungsbau. Dem SHK zufolge wollen 14 Prozent der Immobilienbesitzer in energieeffizientere Heizungen investieren. Laut Holland sei die Energieeffizienz bei vielen Kunden der Antrieb, ihre alten Heizungskessel nicht erst auszutauschen, wenn sie kaputt sind. „Auch hier wächst das Geschäft um zehn Prozent“, sagt der Prokurist der Firma Knecht. Gefragt sei alles: Brennwerttechnik auf Basis von Gas oder Öl, Kraft-Wärme-Kopplung und Anlagen für erneuerbare Energien wie Biomasseheizungen, Wärmepumpen oder Solarthermie.

Das alles gibt Rückenwind für die Fachmesse für Gebäudetechnik GET Nord, die von Donnerstag an drei Tage lang auf den Ausstellungsflächen der Hamburg Messe abgehalten wird. Mehr als 40.000 Handwerker aus den Bereichen Elektro, Sanitär, Heizung und Klima werden sich hier neue Produkte zeigen lassen. Die zunehmende Vernetzung der Haus- und Gebäudetechnik wird ein Schwerpunkt sein. Aussteller zeigen Lösungen für die Steuerung von Licht, Heizung, Klima oder Jalousien via Smartphone, Tablet oder Computer.

Das interessiert auch Holland: „Hightech-Features sind im Kommen. Solche Sachen wie elektronische Temperaturregelung, pulsierende Lichteffekte oder ein Soundsystem, das per iPhone gesteuert wird.“ Das gelte auch für das Badezimmer.