Nach der Wahl von Inez Jürgens zur neuen Vorsitzenden hatten acht von 13 Vorständen ihr Amt niedergelegt. Der Ex-Vorsitzende Jörg Debatin zeigt sich solidarisch. Jürgens reagiert mit einer Email.

Hamburg. Der Zwist im Vorstand des Hamburger CDU-Wirtschaftsrats geht in die nächste Runde. In einer Mail an die rund 1000 Mitglieder hat sich der ausgeschiedene Landesvorsitzende Jörg Debatin am Dienstag hinter die Entscheidung der acht von zwölf Vorstandsmitglieder gestellt, die nach der überraschenden Kandidatur und Wahl der Hamburger Rechtsanwältin Inez Jürgens zu seiner Nachfolgerin ihren Rücktritt erklärt hatten. „Persönlich halte ich diese Haltung für ausgesprochen nachvollziehbar“, heißt es in der Mail, die dem Abendblatt vorliegt. Ob der ehrenamtliche Landesvorstand künftig mit einer Rumpfmannschaft arbeiten wird oder Neuwahlen fällig werden, wie dies von einigen Mitgliedern gefordert wird, steht noch nicht fest.

Debatin erläutert in dem Schreiben das Prozedere der Wahlvorbereitung, um allen Mitgliedern eine Beurteilung der Lage zu ermöglichen. „In der Vorstandssitzung vom 22.09.2014 hat der Landesvorstand über meine Nachfolge beraten. Herr Tjark Woydt erklärte sich auf ausdrückliche Bitte mehrerer Vorstandsmitglieder bereit zu kandidieren; dies allerdings nur, sofern der gesamte Landesvorstand seine Kandidatur unterstütze. Im Folgenden kam es zu einer einstimmigen Nominierung von Herrn Woydt durch den gesamten Landesvorstand. Frau Jürgens war als gewähltes Mitglied des Landesvorstands anwesend und hatte sich der einstimmigen Nominierung angeschlossen. (...) Vor diesem Hintergrund sehen zahlreiche Mitglieder des Landesvorstands keine Grundlage mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der gewählten Landesvorsitzenden.“

Die neue Vorsitzende Jürgens sieht die Abschieds-Mail dagegen in einer Pressemitteilung kritisch: „Wollen wir nach hinten schauen, wie in einem heute Nacht versandten Schreiben an Sie alle, bevor ich mich an Sie richten konnte? Das könnten wir weiter tun, uns etwa über fünf verschlissene Landesgeschäftsführer in zwei Jahren wundern.“ Doch Jürgens blickt nach vorne und will einen starken Wirtschaftsrat schaffen, mit einem personellen Neuanfang. „Wem nützt derart verbrannte Erde? Niemandem! Deshalb will ich über offene und leider auch verdeckte Anfeindungen gegen mich selbst und als Frau schnell hinwegkommen und Ihnen – allen – im Sinne unserer gemeinsamen Sache die Hand reichen.“