35-Milliarden-Dollar-Geschäft als Antwort auf Ölpreisverfall

Houston. Der Ölpreisverfall und die Aussicht auf dauerhaft günstigere Energie setzen die US-Förderindustrie unter Druck. Nun kommt es zu einer großen Übernahme: Halliburton will für knapp 35 Milliarden Dollar (28 Milliarden Euro) den kleineren Rivalen Baker Hughes schlucken. Am Montag gaben die Öl-Servicefirmen eine entsprechende Einigung bekannt. Halliburton bietet 78,62 Dollar je Baker-Aktie. Spitzenmanager beider Firmen sprachen von einer „erheblichen Prämie“ für die Aktionäre. Im vorbörslichen New Yorker Handel stiegen die Papiere von Baker Hughes um mehr als 15 Prozent.

Die Einigung war eine zähe Angelegenheit, bei der zuletzt sogar richtig die Fetzen geflogen waren. Wochenlang hatten die Geschäftsführer verhandelt. Baker-Chef Martin Craighead griff sein Halliburton-Pendant Dave Lesar scharf an und bezeichnete dessen Vorgehen als „vollkommen unangemessen“. Nachdem die erste Kaufofferte abgelehnt worden war, hatte Halliburton mit einer feindlichen Übernahme gedroht und das Baker-Management austauschen wollen. Durch die Hochzeit der Nummer zwei und drei unter den Ölförder-Dienstleistern in den USA bringen es die Firmen zusammen auf mehr als 136.000 Angestellte und wären weltweit in gut 80 Ländern vertreten. Der gemeinsame Umsatz hätte im vergangenen Jahr bei knapp 60 Milliarden Dollar gelegen. Die Fusion soll Sparpotenziale von fast zwei Milliarden Dollar pro Jahr erschließen. Der amerikanische Branchenführer Schlumberger hätte allerdings weiterhin deutlich die Nase vorn.

Der Zusammenschluss erfolgt vor dem Hintergrund eines massiven Ölpreisverfalls, der es der US-Energiebranche derzeit erschwert, profitabel zu produzieren. Seit Sommer hat sich Rohöl um etwa 25 Prozent verbilligt. Als Hauptursache gilt der Schieferöl-Boom in den USA. Das Fracking, bei dem tief liegende Gesteinsschichten angebohrt werden und das dort lagernde Schiefergas und -öl mithilfe von Chemikalien gelöst werden, hat die USA auf Augenhöhe mit dem bislang weltgrößten Förderland Saudi-Arabien gebracht. Die Saudis versuchten zuletzt, ihre Marktanteile mit Preisnachlässen für US-Kunden zu verteidigen. Dadurch könnten die Ölpreise unter die Produktionskosten der Förderindustrie gesenkt werden. Halliburton war maßgeblich an den Bohrarbeiten auf der Ölplattform „Deepwater Horizon“ von BP beteiligt. 2010 kam es dort zu einer Explosion, die zu der Ölpest im Golf von Mexiko führte. Vor einem Jahr gab der Konzern zu, Beweise in dem Fall vernichtet zu haben.