Bei Nana et Féfé in Bahrenfeld geht die Inhaberin neue Wege. Sie setzt auf traditionelle Produkte, hergestellt in Europa

Hamburg. Der Dachboden der Großmutter war ein Paradies für Diana Schulthes. Stundenlang konnte sie dort mit alten, selbst genähten Puppenkleidern spielen oder sich in Bücher vertiefen. „Ich habe es geliebt, mich zusammen mit meinem Bruder Felix zwischen den alten Sachen herumzutreiben“, erzählt die schlanke 33-Jährige. Nana und Féfé nannten sich die Geschwister, weil sie ihre richtigen Vornamen noch nicht aussprechen konnten.

Nana et Féfé hat Diana Schulthes auch ihr Spielwarengeschäft auf dem Phoenixhof in Bahrenfeld genannt. Und ein bisschen scheint es so, als habe sich die Inhaberin auf diese Weise die schöne Zeit aus ihrer Kindheit bewahren wollen. Wäre da nicht der Geruch von frischer Farbe in der Luft, man könnte meinen, der Laden würde schon ewig bestehen und wäre nicht erst Anfang November eröffnet worden.

Einen historisch anmutenden, roten Blechkran hat die Chefin gleich neben einem Plüschesel platziert. Ein klassisches Flohhüpfer-Spiel liegt ebenso auf dem Tisch wie ein französisches Set, mit dem sich Seemannsknoten in Miniaturformat knüpfen lassen. Wer ein bisschen weiterstöbert, entdeckt Schnittmusterbögen für romantische Puppenkleider, Blechautos zum Aufziehen, Glanzbilder mit Schmetterlingen und eine Miniaturblockhütte zum Zusammenbauen – quasi eine hölzerne Lego-Alternative.

„Die meisten Kinder wachsen heute in einer quietschbunten Mickymaus-Welt auf, die nur wenig Raum für die Fantasie lässt“, sagt Schulthes, deren Sohn Max gerade 17 Monate alt geworden ist. „Daher habe ich mich bewusst auf historisches Spielzeug spezialisiert, das heute noch produziert wird.“ Ein Jahr hat die Grafikdesignerin auf Messen und im Internet gesucht, um die letzten verbliebenen Hersteller aufzutreiben, die die Spielzeugklassiker von einst noch im Programm haben.

Gestoßen ist sie dabei etwa auf die Marke Plüti, unter der im thüringischen Sonneberg Plüschtiere wie der Stoffesel, aber auch Schafe oder Löwen zum Knuddeln hergestellt werden. Die Glanzbilder oder Oblaten, die Schulthes anbietet, stammen von der alteingesessenen Ernst Freihoff Papierwarenvertriebsgesellschaft aus der nordrhein-westfälischen Stadt Coesfeld. Und ein Tütü, der Traum aller kleinen Balletttänzerinnen, hat Schulthes bei einem portugiesischen Hersteller gefunden.

„Die meisten in Deutschland verkauften Spielzeuge stammen heute aus China oder anderen asiatischen Ländern“, sagt die Geschäftsinhaberin. „Ich habe hingegen darauf geachtet, dass die Waren in meinem Laden ausschließlich in Europa herstellt werden.“

Vor diesem Hintergrund hat Schulthes auch einige Modellautos und Bausätze der Marke Schuco ins Programm genommen, die zur Fürther Simba-Dickie-Gruppe gehört. Die Franken sind zwar weltweit vernetzt, haben vor einigen Jahren aber einen Teil ihrer Produktion aus dem Reich der Mitte zurück nach Deutschland geholt.

Mit dem Schwerpunkt auf historische und in Europa hergestellte Spielzeuge hofft die Hamburger Jungunternehmerin, in der hart umkämpften und von Preiskämpfen bestimmten Branche bestehen zu können. Einfach wird dies sicher nicht, denn die Zahl der Spielzeugläden ist in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen. Hatten die beiden führenden Spielwarenverbände Vedes und idee+spiel im Jahr 2006 zusammen noch rund 2200 selbstständige Fachhändler, sind es mittlerweile nicht mal mehr 1500. Nur ein Drittel des Jahresumsatzes von 2,7 Milliarden Euro wird heute noch im Fachhandel erzielt, der Großteil hingegen in Warenhäusern, bei Discountern und im Onlinehandel.

„Viele Spielzeuge, die ich anbiete, gibt es nirgendwo sonst in Deutschland, das macht mich weniger vergleichbar“, meint Schulthes. Im kommenden Jahr will die Jungunternehmerin zudem eine eigene Kollektion mit Kinderkleidung herausbringen und in Europa produzieren lassen. „Dadurch kann ich das Geschäft auf ein etwas breiteres Fundament stellen.“

Die Zielgruppe von Nana et Féfé geht zudem über Kinder hinaus, denn manch eines der 30 bis 40 Euro teuren Modellautos in ihrem Laden erscheint fast zu schade, um in der Sandkiste in kurzer Zeit verschlissen zu werden. „Auch viele Männer bekommen hier große Augen, wenn sie die Sportwagenmodelle sehen“, sagt Schulthes schmunzelnd. Einer habe sich gleich am Eröffnungstag die Miniaturausgabe seines Porsche mitgenommen.