Der Ex-Karstadt-Chef will Revision einlegen und vor den Bundesgerichtshof ziehen

Essen. Der frühere Spitzenmanager Thomas Middelhoff will gegen seine Verurteilung durch das Landgericht Essen vorgehen. Er werde Revision einlegen und vor den Bundesgerichtshof ziehen, sagte sein Anwalt Winfried Holtermüller am Sonntag. „Ich unternehme alle Anstrengungen, um Middelhoff aus der Untersuchungshaft zu bekommen“, fügte er hinzu. Details dazu wollte Holtermüller allerdings nicht nennen.

Der frühere Chef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor wurde nach seiner Verurteilung wegen Untreue und Steuerhinterziehung in Gewahrsam genommen, weil aus Sicht des Gerichts Fluchtgefahr besteht. Laut „Bild am Sonntag“ hätte der 61-Jährige, der seinen Hauptwohnsitz in Frankreich hat, dies vermeiden können. Der Richter habe den Haftbefehl nicht aufgehoben, weil Middelhoff einen abgelaufenen Ausweis vorgelegt habe – und nicht seinen neuen, gültigen Pass. Der nächste Haftprüfungstermin sei am heutigen Montag angesetzt.

Das Landgericht Essen hatte am Freitag gegen Middelhoff eine dreijährige Haftstrafe verhängt. Der Richterspruch lag nur knapp unter der Forderung der Anklage. Diese hatte dem Ex-Manager schwere Untreue vorgeworfen und eine Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten gefordert. Die Verteidiger hatten auf Freispruch plädiert.

Middelhoff hat nach Ansicht des Gerichts durch Privatflüge auf Firmenkosten, eine über den Karstadt-Mutterkonzern abgerechnete Festschrift für einen Mentor und hinterzogene Steuern einen Schaden von rund einer halben Million Euro verursacht. In zwei Fällen habe er sich sogar der schweren Untreue schuldig gemacht – mit einem Flug nach New York im gecharterten Privatjet und mit der Festschrift.

Das Essener Verfahren war Teil eines Prozessmarathons, den Middelhoff absolvieren muss. Als Kläger, Beklagter und Zeuge ist er in mehrere Verfahren involviert. So streitet er unter anderem mit der Bank Sal. Oppenheim, die die Arcandor-Pleite an den Rand des Ruins brachte, um Millionensummen. Die Verhandlung in dieser Sache beginnt am Dienstag.