Großbrand führte zu Umsatzeinbußen und Liquiditätsengpässen in Traditionsbetrieb. Sanierungschancen sind aber gut

Hamburg. Das Weihnachtsfest im Jahr 2012 wird den Mitarbeitern des traditionsreichen Hamburger Fischhändlers Hagenah wohl noch lange in düsterer Erinnerung bleiben. Am 1. Feiertag verwüstete ein verheerendes Feuer Teile des Betriebs an der Schnackenburgallee in Bahrenfeld, von der Produktionshalle ließen die Flammen kaum etwas übrig.

Die Spätfolgen dieses Brandes haben nun zur Insolvenz des nach eigenen Angaben größten Hamburger Fischhändlers geführt. Am 12. November musste die Eigentümerfamilie Oesmann den Gang zum Amtsgericht antreten. Die Richter bestellten daraufhin den Hamburger Rechtsanwalt und Sanierungsexperten Tjark Thies zum vorläufigen Insolvenzverwalter.

Voraussichtlich Anfang kommenden Jahres wird das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet, um laut Thies eine nachhaltige Sanierung des Betriebs zu ermöglichen. Für die Kunden habe dies keine Konsequenzen, betont der Insolvenzverwalter. Der Betrieb werde unverändert fortgeführt. 145 Beschäftigte sind von der Entwicklung betroffen.

„Das Unternehmen hat jahrelang wirtschaftlich gesund und profitabel gearbeitet“, sagt der Sanierungsexperte, der sich bereits einen ersten Überblick über die Lage in der Firma verschaffen konnte. Grund für die aktuelle wirtschaftliche Schieflage sei vor allem der Brand der Werkshalle gewesen, deren Neubau sich verzögert hatte. Dies habe zu unerwarteten Zusatzkosten, Umsatzeinbußen und Liquiditätsengpässen geführt.

Hagenah-Geschäftsführer Torsten Oesmann und seine Familie hatten sich nach dem Brand zwar nicht unterkriegen lassen und den Fischverkauf sogar während der Bauarbeiten in Zelten fortgesetzt – mitten zwischen Baggern, Baumaschinen und Lastwagen. Doch während viele private Stammkunden dem Unternehmen die Treue hielten, sprangen zahlreiche Gastronomen ab und wechselten zur Konkurrenz.

Seit dem Frühjahr dieses Jahres steht nun die neue Produktionshalle nach Angaben des Insolvenzverwalters wieder und die Verarbeitung von Frischfisch, Räucherei, Salat- und Marinadenherstellung sind wieder in vollem Umfang möglich. Die Großkunden aber kehren erst langsam wieder zurück oder sind verunsichert durch die finanziell angespannte Lage.

Trotz der aktuellen Schwierigkeiten hält der Insolvenzverwalter die Chancen für ein Überleben des Betriebs für gut. „Hagenah ist ein alteingesessenes Unternehmen mit außergewöhnlich engagierten Mitarbeitern, zupackenden Mitgliedern der Eigentümerfamilie Oesmann sowie extrem loyalen Lieferanten und Kunden“, sagt Thies. „Ich bin zuversichtlich, eine tragfähige Lösung für die Sanierung und den Erhalt der Arbeitsplätze zu finden.“ Bereits in den ersten zwei Tagen des Verfahrens hätten mehrere Investoren Hilfestellung signalisiert. In früheren Jahren hat Hagenah einen Umsatz von etwa 16 Millionen Euro erwirtschaften können – eine Größenordnung, an die der Fischhändler nach Einschätzung des Insolvenzverwalters auch künftig wieder anknüpfen könnte.

Die Firma hat bereits eine lange, wechselvolle Geschichte mit einigen Rückschlägen hinter sich. 1892 am Hamburger Fischmarkt gegründet, übernahm später Karsten Hagenah, der Großvater des heutigen Geschäftsführers Oesmann, das Unternehmen. 1977 zog der Betrieb von der Elbe an die Schnackenburgallee. Im Jahr 2002 wurde die neue Werkhalle errichtet, die dann 2012 abbrannte und nun erneut aufgebaut werden musste.