Essen. Im Ringen um einen Sanierungskurs für die angeschlagene Warenhauskette Karstadt richtet sich der Betriebsrat auf harte, langwierige Auseinandersetzungen ein. „Das werden schwierige Verhandlungen“, sagte Karstadt-Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt. Betriebsrat und Geschäftsleitung des Unternehmens hatten am Mittwoch in Essen eine erste offizielle Gesprächsrunde zu den geforderten Einschnitten. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Bis zum späten Nachmittag drangen keine Einzelheiten an die Öffentlichkeit.

Angesichts der schwierigen Thematik rechne der Betriebsrat zunächst nicht mit einem schnellen Ergebnis der Gespräche, sagte Patzelt unmittelbar vor den Verhandlungen. „Wir sind ein ganzes Stück auseinander“, so der Betriebsrat. Schließlich gehe es um eine große Zahl von Arbeitsplätzen. Derzeit sei noch völlig unklar, ob noch im laufenden Jahr eine Einigung erzielt werden könne.

Bei den Verhandlungen geht es knapp drei Monate nach dem Einstieg des neuen Karstadt-Investors René Benko um die von dem Karstadt-Management geforderten Einschnitte. Der Betriebsrat hatte das Papier in der vergangenen Woche als „Paket der Grausamkeiten“ zurückgewiesen. Nach Informationen des Betriebsrats soll es neben dem geplanten Abbau von 2000 Vollzeitarbeitsstellen auch um massive finanzielle Opfer der derzeit noch rund 17.000 Karstadt-Beschäftigten gehen. Auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld soll genauso verzichtet werden wie auf weitere Tariferhöhungen. Alle Häuser würden auf den Prüfstand gestellt, hieß es. Zuvor hatte das Unternehmen bereits die Schließung von sechs Filialen angekündigt. Darunter befindet sich auch das Geschäft in Hamburg-Billstedt. 80 Beschäftigte müssen daher Mitte nächsten Jahres allein in der Hansestadt gehen, insgesamt sind es 331.

In einem Gespräch mit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ hatte der Betriebsratschef der Essener Karstadt-Hauptverwaltung, Arno Leder, das Management aufgefordert offenzulegen, „wie Karstadt nach der Restrukturierung aussehen“ solle. „Wir sehen durchaus den Spardruck des Unternehmens. Aber die Leute müssen auch erkennen, was sich positiv verändert bei Karstadt.“ Nur Stellen abzubauen komme auch bei den Kunden sicher nicht gut an. Neuausrichtung und Sanierung müssten vielmehr gleichzeitig stattfinden, sagte der Betriebsrat. In der Essener Hauptverwaltung, intern „Service-Center“ genannt, dürfte mehr als jeder vierte Arbeitsplatz zur Disposition gestellt werden.