Gewinn des Hamburger Nivea-Herstellers sinkt deutlich. Vorstandschef ist aber für die Zukunft optimistisch und der Börsenkurs steigt kräftig

Hamburg. Beiersdorf-Chef Stefan F. Heidenreich musste am Donnerstag für die ersten neun Monate 2014 einige Zahlen vermelden, die ihm weniger gut gefallen haben dürften. Von Januar bis Ende September stagnierte der Konzernumsatz nahezu bei 4,71 Milliarden Euro. Der Hauptgrund laut Unternehmen: Die Wechselkurse seien ungünstig gewesen. Der starke Euro macht den Hamburgern vor allem in Schwellenländern zu schaffen. Ohne diesen Einfluss wäre Beiersdorf um 4,3 Prozent gewachsen. Auch Probleme in China belasten Beiersdorf weiterhin. Dort musste der Nivea-Hersteller 66 Millionen Euro in die Hand nehmen, um das Geschäft rund um die Haarpflege neu zu ordnen. In dem Land bricht das Wachstum weg. Das schlägt sich auch in der Beiersdorf-Bilanz nieder.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ohne Sondereffekte erhöhte sich in den ersten neun Monaten des Jahres zwar von 650 Millionen Euro um 3,2 Prozent auf 671 Millionen Euro. Doch durch die 66 Millionen Euro, die nach China flossen, sank das Ebit auf nur noch 608 Millionen Euro. Seit dem Einstieg bei den Chinesen im Jahr 2007 hat sich das Engagement für die Hamburger zum Milliardengrab entwickelt. Heidenreich kündigte an, dass dies nun die letzte Investition für das chinesische Unternehmen sein werde.

Trotz der Probleme ist der Beiersdorf-Chef optimistisch. „Die Geschäftszahlen der ersten neun Monate zeigen, dass Beiersdorf sich robust und wetterfest auch für stürmischere Zeiten aufgestellt hat“, sagte Heidenreich. Doch der Nivea-Hersteller leidet genauso wie die Konkurrenz unter der sinkenden Kauflaune in der Welt. „Wir haben aber besser abgeschnitten als unsere Mitbewerber. Die Flaute hat uns nicht unvorbereitet getroffen.“ Die neue Innovationsstrategie, die er Blue Agenda nennt, habe sich laut Heidenreich gerade in den Zeiten der Kaufzurückhaltung bewährt. „Das deutsche Team von Beiersdorf hat einen Superjob gemacht“, sagte der Chef. „Wir konnten viele Innovationen auf den Markt bringen, die sich als Top-produkte erweisen.“ Als Beispiele nannte Heidenreich unter anderem das Deo Black & White und eine Bodymilk, die auch Nivea-Creme enthält. Überhaupt arbeite das Unternehmen derzeit an Deos ohne Aluminium. „Selbst Labello, eine Marke, die wir lange nicht mehr beachtet haben, ist weltweit zur Nummer eins in der Lippenpflege geworden.“ Allein in den vergangenen Monaten konnten laut Heidenreich zudem 14 Produkte des Hamburger Unternehmens weltweit die Position des Marktführers erklimmen oder zur Nummer zwei werden. Das überzeugte offensichtlich auch die Börsianer. Der Aktienkurs des Unternehmens legte immerhin um mehr als sechs Prozent auf 68,26 Euro zu.

„Wir wollen mit unseren Innovationen neue Segmente in den Märkten etablieren“, so Heidenreich. Als erstes Unternehmen weltweit konnte Beiersdorf in eine Gesichtscreme das Coenzym Q10 in kleinen Perlen einkapseln. Bei jeder Anwendung werden diese Perlen frisch aktiviert und verschmelzen zu einem Serum, das von der Haut aufgenommen wird. Auch den Bereich Männerkosmetik will der Konzern ausweiten. Für Schwellenländer sollen zudem neue Produkte entwickelt werden.

Freude bereitet haben dürften dem Beiersdorf-Chef die Geschäfte auf dem deutschen und britischen Markt. In Europa erreichte Beiersdorf ein Umsatzplus von 1,8 Prozent. Die Wachstumsrate in Westeuropa lag bei 1,0 Prozent. In Osteuropa erwirtschaftete der Hautpflegekonzern 5,1 Prozent höhere Erlöse. Vor allem in Russland konnte der Nivea-Hersteller zulegen. „Wir haben unsere Hausaufgaben dort gemacht“, sagte Heidenreich.

Allein Nivea erzielte – ohne Wechselkurseffekt– ein Wachstum von 5,7 Prozent, bei Eucerin waren es 6,7 Prozent und bei der Luxusmarke La Prairie vier Prozent. Positiv entwickelte sich auch der Umsatz in der Region Amerika mit einem Plus von 5,4 Prozent. In Lateinamerika waren es 6,5, in der Region Afrika/Asien/Australien weist Beiersdorf ein Umsatzplus von 8,5 Prozent aus. Obwohl die konjunkturelle Lage eher nach unten zeigt, gibt sich Heidenreich beim Ausblick optimistisch. Im Bereich Consumer (unter anderem Nivea) erwartet er ein über der Marktentwicklung liegendes Umsatzwachstum von vier bis sechs Prozent.

Die Tochter Tesa entwickelte sich besser als die Mutter. Nominal stieg der Umsatz des Klebstoffspezialisten um 2,5 Prozent auf 811 Millionen Euro. Das Vorsteuerergebnis Ebit ohne Sondereffekte kletterte um 1,3 Prozent auf 142 Millionen Euro. Bei Tesa geht das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2014 von einem Umsatzwachstum von etwa vier Prozent aus, bei einem geschätzten Marktwachstum von zwei bis drei Prozent. Beiersdorf rechnet zudem bei Tesa mit einer operativen Ebit-Umsatzrendite von etwa 16 Prozent, sagt Heidenreich und hofft auf eine weltweit schnell wieder steigende Konsumlaune.