Zusatzgebühren können Grundpreis deutlich erhöhen. Jetzt geht auch Ryanair in Fuhlsbüttel an den Start

Hamburg. Mehr als 100 Direktflugziele lassen sich vom Flughafen Hamburg aus zu Preisen von weniger als 100 Euro buchen. Das sind mehr günstige Reisemöglichkeiten als je zuvor: Im Jahr 2005 waren es erst rund 50 Ziele, bei denen der Einstiegspreis (nur Hinflug) unter 100 Euro lag, vier Jahre später war die Zahl auf 80 Zielorte gestiegen.

Seit dieser Woche ist auch Ryanair, die größte europäische Niedrigpreis-Fluglinie, am Flughafen in Fuhlsbüttel aktiv. Seit Jahren wurden die Iren immer wieder als Negativbeispiel für Zusatzgebühren, die den Endpreis weit über den beworbenen Preis hinaus in die Höhe treiben, angeführt. Wie ein stichprobenartiger Vergleich des Abendblatts zeigt, ist das nicht unberechtigt: In der Werbung gibt Ryanair einen Grundpreis von 19,99 Euro für die Verbindung von Hamburg nach Lissabon an. Einschließlich der Gebühren für Sitzplatzreservierung, Gepäckbeförderung und Kreditkartenzahlung wird daraus ein 50,99-Euro-Flug.

„Die meisten Menschen wissen inzwischen, dass man für den Grundpreis wirklich nur die reine Beförderung erhält, alles andere muss man zusätzlich bezahlen“, sagt dazu Julia Rehberg, Expertin der Verbraucherzentrale Hamburg. Im Prinzip gilt das auch für die anderen vier untersuchten Billigflieger, jedoch in weniger krasser Form als bei Ryanair. So nennt Norwegian aus Oslo für den einfachen Flug von Hamburg nach Barcelona einen Grundpreis von 39,90 Euro. Möchte man eine Platzreservierung und die Gepäckaufgabe hinzubuchen, kommt man auf 61,90 Euro.

Allerdings bieten manche der preisaggressiven Fluggesellschaften inzwischen Tarifoptionen an, bei denen etwa die Mitnahme eines Koffers bereits eingeschlossen ist. Es kann sich lohnen, einen solchen Tarif zu wählen, wie das Beispiel Germanwings zeigt.

„Nicht nur die Preise, sondern auch die Tarifmodelle von Billigfliegern und klassischen Fluggesellschaften haben sich im Europa-Verkehr angenähert“, sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg.

Für ihn ist es „nachvollziehbar, dass man nur Leistungen bezahlt, die man auch in Anspruch nehmen will“. Allerdings gebe es keinen Grund, weshalb etwa die Beförderung eines Koffers wesentlich teurer wird, wenn man ihn erst am Flughafenschalter aufgibt und nicht schon bei der Buchung im Internet anmeldet.