Karstadt-Chef Stephan Fanderl will mit harter Hand die Warenhauskette sanieren

Essen. Stephan Fanderl hat die wohl schwerste Aufgabe übernommen, die zurzeit im deutschen Einzelhandel zu vergeben ist: Er soll Karstadt retten. Zugute kommen dürfte dem 51 Jahre alten Sohn eines bayerischen Edeka-Händlers bei seiner neuen Aufgabe als Karstadt-Chef, dass er die Grundlagen des Handelsgeschäfts sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen hat. „Ich bin im deutschen Handel groß geworden. Meine Familie, das sind Kaufleute in der fünften Generation“, sagte der Manager jüngst im Gespräch mit dem „Handelsblatt“.

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Andrew Jennings und Eva-Lotta Sjöstedt kennt er den Markt in Deutschland, die Kundschaft und den Wettbewerb. Er habe schon jeden Job auf der Verkaufsfläche gemacht, davon profitiere er in seinen täglichen Entscheidungen, sagt Fanderl von sich selbst. Hinzu kommt, dass der ehrgeizige Manager über exzellente Verbindungen zu dem jetzigen Karstadt-Eigentümer René Benko verfügt.

Fanderl hatte in seinem Berufsleben bereits für viele große Handelskonzerne – für die Metro, Rewe und Wal Mart – gearbeitet, bevor er 2013 den Aufsichtsratsvorsitz beim krisengeschüttelten Karstadt-Konzern übernahm. Dort fiel ihm schnell die Rolle einer grauen Eminenz zu. Dabei machte er nie einen Hehl daraus, dass er harte Einschnitte zur Sanierung des Unternehmens für nötig hielt, brachte frühzeitig die Schließung von Filialen ins Spiel. Sein Credo fasst der Manager in dem Satz zusammen: „Handel ist nichts für Helden.“ Es gehe darum, dem Kunden zu dienen. Und der wichtigste Ort, an dem sich alles entscheide, sei die Ladenkasse.

Handelsexperten halten den Manager vielleicht auch wegen dieser Bodenständigkeit für eine gute Wahl. Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg jedenfalls findet lobende Worte: „Herr Fanderl ist sicherlich der mit Abstand beste Mann, der so kurzfristig für diese schwere Aufgabe zu gewinnen ist und sicher auch der beste Manager, den Karstadt seit einer Reihe von Jahren gehabt hat.“