Internethändler meldet Minus von 437 Millionen Dollar. Aktie bricht um zehn Prozent ein

San Francisco. Die aggressive Expansion in verschiedene Geschäftszweige brockt Amazon immer höhere Verluste ein. Der Internethändler verzehnfachte den Fehlbetrag im dritten Quartal auf 437 Millionen Dollar (346 Millionen Euro) und schockierte seine Aktionäre. Sie befürchten, dass sich Amazon-Chef Jeff Bezos mit dem Eindringen in die Smartphone-, Tablet-, Video- und Spielewelt verzettelt und letztlich übernimmt. Die Aktie stürzte in Frankfurt um rund zehn Prozent ab. Es wurden mehr als 15 Milliarden Dollar an Börsenwert vernichtet.

Amazon hatte schon in der Vergangenheit wegen hoher Investitionen immer wieder kleinere Verluste ausgewiesen. Mit den neuen Produkten will der Konzern etwa den iPhone-Hersteller Apple, den Internetkonzern Google und das aufstrebende Videoportal Netflix angreifen. Auch beim Angebot zur Auslagerung von Computerdiensten ins Internet – Cloud Computing – mischt das Unternehmen aus Seattle kräftig mit. Viel Geld wird zudem nach China geleitet, wo der ebenfalls expansionsfreudige Rivale Alibaba den Internethandel beherrscht. Jetzt kam hinzu, dass auch die Umsätze enttäuschten. Die Erlöse stiegen von Juli bis September zwar um 20 Prozent auf 20,6 Milliarden Dollar, verfehlten aber knapp die Erwartungen. Auch die Aussicht, dass die Erlöse im Weihnachtsquartal hinter den Prognosen von „20 plus x Prozent“ zurückbleiben werden, schürt die Sorgen.

Wie der US-Konkurrent Ebay, der kürzlich seine Prognosen kassiert hatte, begründete auch Amazon Bremsspuren in der Bilanz mit den Folgen des gestiegenen Dollar-Kurses. Branchenkenner ließen dies aber nicht gelten. „Das war ein hässliches Quartal“, sagte Analyst Tob Plaza von der Key Private Bank und ergänzte. „Damit ist die Wachstumsstory fast vom Tisch.“ Amazon müsse nun Rendite abwerfen und dürfe die Geduld der Anleger nicht länger auf die Probe stellen.