Wegen des Arbeitskampfs der Lufthansa-Piloten fallen in Hamburg 51 Abflüge aus. Die Aktie des Konzerns sinkt kräftig

Hamburg. Mehr als 1500 Flüge muss die Lufthansa wegen des Pilotenstreiks am Montag und Dienstag streichen. Etwa 166.000 Passagiere sind davon nach Angaben des Unternehmens betroffen. In Hamburg fielen am Montag auf den Strecken nach Frankfurt und München 15 Abflüge und 17 Ankünfte aus, sagte ein Flughafensprecher. Damit mussten rund 1500 Fluggäste am Boden bleiben.

Am Dienstag sollen nach dem vorläufigen Notfallflugplan der Lufthansa noch einmal 28 Abflüge sowie 29 Ankünfte gestrichen werden. Selbst noch am Mittwoch werden voraussichtlich sechs Starts wegfallen, weil Flugzeuge nach dem Streikende nicht rechtzeitig nach Hamburg kommen können. Die Lufthansa fliegt von der Hansestadt aus nur nach Frankfurt und München; die restlichen Ziele im Inland werden von der Konzerntochter Germanwings angeflogen, die dieses Mal nicht vom Streik betroffen war.

Das Abendblatt beantwortet hier die wichtigsten Fragen zum achten Pilotenstreik innerhalb eines knappen halben Jahres.

Warum streiken die Piloten?

Die Flugzeugführer kämpfen für die Beibehaltung der Frührentenregelung für die Piloten. Bislang konnten die Piloten frühestens mit 55 Jahren das Steuer aus der Hand legen – durchschnittlich starten sie mit 59 Jahren in die Rente. Die Lufthansa möchte jedoch, dass die 5400 Kapitäne und Kopiloten von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings später als bisher in den vom Unternehmen bezahlten Vorruhestand gehen und möchte das durchschnittliche Alter für den Ausstieg auf 61 Jahre erhöhen.

Vorstandschef Carsten Spohr will die Lufthansa wegen des immer härteren Wettbewerbs umbauen und verlangt auch von anderen Berufsgruppen wie Flugbegleitern Zugeständnisse. Da dürfte es schwierig werden, die Übergangsrente der Piloten – in der Regel 124.000 Euro im Jahr – unverändert zu lassen. Daneben kämpft die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) gegen Pläne der Konzernleitung für eine neue Billigfluglinie.

Was bedeutet der Streik für Passagiere?

Die Piloten haben den Streikbeginn auf einen Tag gelegt, an dem in sieben Bundesländern die Herbstferien anfangen. Wegen des Ausstands bietet die Lufthansa ihren Kunden derzeit eine kostenfreie Umbuchung auf andere Lufthansa-Flüge an. Einen wegen Streiks gestrichenen Flug kann der Kunde auch stornieren, er bekommt dann sein Geld zurück. Wer auf die Bahn umsteigen möchte, kann sein Ticket auf der Internetseite der Lufthansa ohne Aufpreis in ein Zugticket umwandeln, sich den Preis dafür aber auch nachträglich erstatten lassen. Passagiere, die streikbedingt an einem Flughafen auf ihren Ab- oder Weiterflug warten müssen, haben Anspruch auf Essen und Getränke.

Verschiebt sich der Flug auf den nächsten Tag, muss die Airline oder der Veranstalter die Übernachtung in einem Hotel bezahlen. Außerdem müssen die Verantwortlichen so schnell wie möglich eine Ersatzbeförderung organisieren.

Gibt es eine Entschädigung?

Eine Entschädigung bekommen Kunden nach derzeitiger Rechtssprechung nicht, wenn Flüge durch höhere Gewalt ausfallen oder sich verspäten. Das ist laut dem Bundesgerichtshof bei Streiks der Fall. Ein Arbeitskampf der eigenen Piloten sei für eine Fluggesellschaft in der Regel ein „unabwendbares Ereignis“, das keine Zahlungspflicht auslöse.

Wie stark betroffen ist die Lufthansa?

Die Streikwelle nagt an den Nerven der Passagiere und könnte Experten zufolge die Prognose des Konzerns für dieses Jahr zunichte machen. Entnervte Passagiere könnten sich künftig zweimal überlegen, ob sie die Airline noch buchen,. Der direkte Schaden aus den bisherigen Streiks dürfte sich auf 70 Millionen Euro belaufen, dazu kämen noch 30 Millionen Euro für die Ausstände am Montag und Dienstag, sagte Analyst Jochen Rothenbacher von der Equinet Bank. „Vor dem Hintergrund könnte der Ausblick 2014 von einer Milliarde Euro operativen Konzerngewinns in Gefahr sein.“ DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp geht davon aus, dass der Gesamtschaden aller Streiks seit April auf der Ebene des Betriebsgewinns rund 80 bis 90 Millionen Euro betragen dürfte.

Seit Jahresbeginn hat die Aktie von Europas größtem Luftfahrtkonzern um 24 Prozent an Wert eingebüßt, während der Deutsche Aktienindex im gleichen Zeitraum auf ein Minus von gut sieben Prozent kam. Zu Handelsbeginn am Montag brach die Lufthansa-Aktie um 2,5 Prozent ein, erholte sich später aber.