Langjähriger Arbeitgeberpräsident wurde geschätzt

Kiel. Er stammte aus einer Unternehmerfamilie, wollte eigentlich Diplomat werden – und stand später zehn Jahre lang an der Spitze der Arbeitgeberverbände. Klaus Murmann setzte sich in seiner Amtszeit als BDA-Chef von 1986 bis 1996 für eine – wie er es nannte – „neue Sozialkultur“ im Interesse der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ein. Gewerkschafter sprachen dagegen von Sozialabbau zulasten der Arbeitnehmer. Am Montag ist Murmann im Alter von 82 Jahren in Kiel zu Hause gestorben. Er hinterlässt seine Frau Hannelore und fünf Kinder.

Seine wirtschaftspolitischen Ansichten hatten es oft in sich: Gewerkschaften sollten auf ihr Streikrecht verzichten, Arbeitnehmer Kuren vom Urlaub abgezogen bekommen. Die Renten und der Arbeitgeberanteil der Krankenkassenbeiträge sollten eingefroren werden. 1987 sprach sich Murmann für mehr „Flexibilität“ des Kündigungsschutzes aus und empfahl, den Rahmen der betriebsbedingten Kündigungen auszuweiten. Für Kontroversen sorgte 1989 sein Vorstoß, auch einen Teil der Löhne der jeweiligen Firmenkonjunktur anzupassen. Die zunehmenden technischen Möglichkeiten, Laufzeit der Maschinen und Arbeitszeit der Menschen zu entkoppeln, würden noch viel zu wenig genutzt.

Doch Murmann, dem die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) 1997 mit dem Titel des Ehrenpräsidenten für seine Verdienste dankte, schätzte die Gewerkschaften trotz aller Provokation stets als Partner. Der Publizist Herbert Riehl-Heyse nannte den der CDU verbundenen Unternehmer einmal „die letzte Taube des Kapitals“.

Der gebürtige Dortmunder stammte aus einer Unternehmerfamilie. Sein Vater war Inhaber einer Schiffskompressorenfabrik und baute die Jagdwaffenfabrik Sauer & Sohn auf, in die Murmann mit Ende 20 eintrat. 1969 übernahm er vom Vater eine US-Lizenz für Schiffsgetriebe und baute in Neumünster die Sauer Getriebe KG auf. Sie entwickelte sich zum Marktführer in Europa. Später folgte die Fusion mit dem dänischen Unternehmen Danfoss. 1998 brachte Murmann die Firma Sauer Danfoss an die Börse.

Auch als Stifter hatte Murmann Meriten. Er war seit 1959 mit einer Ärztin verheiratet – spendete viel Geld, um bedürftigen Kindern eine tägliche Mittagsmahlzeit zu ermöglichen. Sein freundliches Wesen und soziales Engagement brachte dem passionierten Segler auch viele Sympathien. Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) lobte Murmann als „vorbildlichen Mensch und Unternehmer, der sich immer auch zu seiner sozialen Verantwortung bekannt hat“.