Berlin. Der geplante Verkauf der Tengelmann-Supermärkte an die Hamburger Edeka-Kette steht offenbar vor einem schwierigen kartellrechtlichen Genehmigungsverfahren. „Das ist ein problematischer Trend“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt der „Bild am Sonntag“. „Die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel ist ohnehin schon sehr groß, und das Kartellamt wird das zu bewerten haben.“ Langfristig wachse die Gefahr, dass mächtige Unternehmen die Preise diktieren könnten.

Dem Magazin „Focus“ zufolge deutet Kartellamtschef Andreas Mundt bereits eine harte Linie in dem Fall an: Die jüngst erteilte Genehmigung einer kleineren Übernahme in der Branche zeige, dass „es für kleinere Lebensmitteleinzelhändler im Falle einer Veräußerung durchaus Alternativen zu Edeka oder Rewe gibt“, wird Mundt zitiert.

Edeka-Chef Markus Mosa sagte dem Magazin dagegen, die Marktmacht seines Unternehmens in den drei Tengelmann-Regionen Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen werde durch die Übernahme der Tengelmann-Tochter Kaiser’s nicht signifikant zunehmen. Durch den Kauf könnten die Filialen mit Zukunftsperspektive weiterarbeiten und den regionalen Wettbewerb aufrechterhalten. Der Chef des Verkäufers Tengelmann, Karl-Erivan Haub, hatte für den Fall eines Verbots durch das Kartellamt mit dem Aus für die Filialkette gedroht: „Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Schließung der Filialen.“ „Focus“ zitierte dazu einen Edeka-Insider: „Im Kartellamt und der Politik wird man sich genau überlegen, ob man einen zweiten Fall Schlecker riskieren will.“ Beim Zusammenbruch der Drogeriemarktkette hatten 2012 nach Gewerkschaftsangaben rund 25.000 Beschäftigte ihre Arbeitsstelle verloren.

Tengelmann-Chef Haub hatte am Dienstag den Verkauf von Kaiser’s an den genossenschaftlich organisierten Edeka-Verbund bekannt gegeben. Kaiser’s hat 16.000 Mitarbeiter und schreibt als kleinerer Spieler im von Aldi, Lidl, der Metro-Tochter Real und Rewe dominierten Lebensmitteleinzelhandel seit vielen Jahren Verluste. Das Magazin berichtete unter Berufung auf Unternehmenskreise, Edeka wolle einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag für Kaiser’s zahlen.