Airbus verkauft 70 Jets der A320-Familie. Trotz Ausweitung der Produktion „nicht zwingend“ mehr Jobs in Hamburg

Hamburg. Chinesische Fluggesellschaften wollen 70 Airbus-Jets der A320-Familie bestellen. Ein entsprechender Rahmenvertrag wurde während des Besuchs von Chinas Premierminister Li Keqiang in Berlin mit der staatlichen China Aviation Supplies Holding Company unterzeichnet, wie Airbus mitteilte. Auf Basis von Listenpreisen dürfte der Auftrag einen Wert von rund 5,5 Milliarden Euro haben. Airbus-Chef Fabrice Brégier unterzeichnete außerdem eine Absichtserklärung mit chinesischen Behörden, wonach in Toulouse montierte Mittel- und Langstreckenjets des Typs A330 künftig in Tianjin, wo bereits eine Endmontagelinie für die A320-Reihe besteht, ihre Kabinenausstattung erhalten sowie lackiert und ausgeliefert werden sollen. Es geht dabei um Maschinen für den ostasiatischen Markt.

Mit den A380-Verkaufszahlen ist Konzernchef Tom Enders unzufrieden

Trotz der jüngsten Verkaufserfolge macht sich das Airbus-Management derzeit wenig Hoffnung auf eine weiter deutlich steigende Beschäftigung in den europäischen Werken. „Die Anhebung der Produktionsrate bei der A320-Familie von derzeit 42 Jets im Monat auf 46 Maschinen bis zum Jahr 2016 muss nicht zwingend mehr Arbeitsplätze bedeuten“, sagte Günter Butschek, Vizechef des Flugzeugbauers und Vorsitzender der Geschäftsführung von Airbus Deutschland, am Freitag vor Journalisten in Hamburg.

Neben der Arbeitsplatzsicherung bis zum Jahr 2020 habe man im Zukunftstarifvertrag, der Anfang 2012 mit dem Betriebsrat und der IG Metall unterzeichnet wurde, eine Verbesserung der Produktivität vereinbart. In dieser Hinsicht sei das Unternehmen „sehr gut unterwegs“, so Butschek.

In Hamburg erhöht sich die Fertigungsrate von Fliegern der A320-Familie von 22 auf monatlich 24 Jets. Derzeit wird eine weitere Ausweitung der Gesamtproduktion an den Standorten Hamburg, Toulouse, Tianjin und dem neuen Werk in den USA, wo im Jahr 2016 das erste Flugzeug fertiggestellt werden soll, auf 50 Stück pro Monat geprüft. Per Ende September hatte der Auftragsbestand bei Airbus insgesamt 5907 Maschinen erreicht – das ist Branchenrekord. „Die Auftragsbücher sind so voll wie nie“, sagte Butschek. Dieses Volumen entspreche der Produktionsmenge von acht bis neun Jahren.

Zwar gingen im bisherigen Jahresverlauf mehr Bestellungen ein als zu Jahresbeginn erwartet. Erfolgreich war Airbus aber vor allem mit den so genannten Neo-Varianten des A320 und des A330, die dank neuartiger Triebwerke deutlich weniger Treibstoff verbrauchen sollen als die bisherigen Ausführungen. Das Flaggschiff A380 hingegen erfüllte die Erwartungen zuletzt nicht. „Ich kann nicht verhehlen, dass wir mit der Entwicklung der Verkaufszahlen nicht zufrieden sind“, sagte Tom Enders, Chef des Mutterkonzerns Airbus Group.

Allerdings gibt es verschiedene Überlegungen, den doppelstöckigen Jet für die Kunden attraktiver zu machen. So spricht man mit Fluggesellschaften darüber, die Zahl der Sitzplätze in der Economy-Klasse von derzeit zehn auf elf pro Reihe anzuheben. Auch ein künftiger A380neo mit sparsameren Triebwerken wird nicht ausgeschlossen.

Noch vor Jahresende soll der erste der neuen mittelgroßen A350-Langstreckenjets ausgeliefert werden. „Beim A350-Programm lagen wir in den vergangenen zwei Jahren exakt im Zeitplan“, sagte Enders. „Das ist in der Branche eher ungewöhnlich, denn üblicherweise kommt es gerade in der letzten Phase vor der geplanten Erstauslieferung zu Verzögerungen. Wir haben aber aus unseren Fehlern bei früheren Programmen gelernt.“

Nicht nur der A380 kam um Jahre verspätet auf den Markt, sondern auch der Militärtransporter A400M, bei dem sich das Unternehmen zum Projektstart um die Jahrtausendwende trotz erheblicher technologischer Risken auf einen Festpreisvertrag eingelassen hatte. „Wir werden an den von den sieben Erstkunden bestellten 174 Maschinen nichts verdienen“, so Enders, „das können wir erst mit Exportaufträgen für weitere Flugzeuge.“ Angesichts der aktuellen Bedarfslage und der Altersschwäche des Vorgängers Transall bräuchte die Bundeswehr die neuen Transporter dringend. Sie erhält den ersten Flieger aber erst Ende November und muss für manche Einsätze auf französische A400M zurückgreifen.