Hamburg. Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz hält die ungleiche Vermögensverteilung in den USA für ein Wachstumshemmnis. „Wir haben uns so weit vom gesellschaftlichen Optimum entfernt, dass weniger Ungleichheit unserer Wirtschaft guttun würde“, sagte Stiglitz dem „manager magazin“. Die ungleiche Wohlstandsverteilung in den USA führe zu einer sozialen Spaltung. Wenn es so weitergehe, würden große Teile der Bevölkerung eines Tages vom wirtschaftlichen und sozialen Leben ausgeschlossen sein, so Stiglitz: „Die Anfänge lassen sich bereits beobachten.“ Stiglitz hält das Gesellschaftsmodell Amerikas für gescheitert: „Wir sind schon lange kein Land der unbegrenzten Möglichkeiten mehr.“ Der „Kapitalismus nach amerikanischem Modell“ habe „versagt“.

Grundsätzlich stimmte Stiglitz seinem französischen Kollegen Thomas Piketty zu, der in dem Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ die These vertritt, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer stärker zunimmt. Im Unterschied zu Piketty halte er diesen Trend allerdings nicht für unumkehrbar, sagte Stiglitz: „Es gibt viele Hebel, angefangen bei einer stärkeren Regulierung der Finanzbranche bis hin zu einer konsequenteren Wettbewerbspolitik, die diesen Namen verdient.“