Verbandschef sieht Wohlstand der Stadt in Gefahr. Reeder würden bald Schiffe umleiten. CDU: Mehr Geld für den Hafen!

Hamburg. Die erneute Verschiebung der Elbvertiefung ruft bei Hamburgs Wirtschaft erhebliche Sorgen hervor. Zahlreiche Unternehmer sehen in dem Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts, eine Entscheidung über die Elbvertiefung bis zu einer Klärung durch den Europäischen Gerichtshof zu vertagen, eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Hamburg. Sie warnen vor einer Gefährdung von Hamburgs Stellung als internationalem Warendrehkreuz. Der Präsident des Groß- und Außenhandelsverbands AGA, Hans Fabian Kruse, sagte im Abendblatt-Interview: „Die erneute Verschiebung einer Entscheidung ist ein Sargnagel für Hamburg.“ Laut Kruse, dessen Verband rund 3500 Unternehmen in den fünf norddeutschen Küstenländern vertritt, steht Hamburgs Stellung als Welthafen auf dem Spiel.

Er befürchtet, dass Hamburg mittelfristig aus der Nordrange herausfallen könnte, also aus der Liste der bedeutenden Häfen im Norden. „Wenn wir bis 2016 keine Lösung haben, dann wird sich vieles im Hafen zum Schlechteren wenden“, sagt der Verbandschef. Dann würden die ersten Reeder ihre Schiffe umleiten. Anstatt der neun bis zu den erwartbaren 15 Millionen Standardcontainern würden dann an der Elbe nur noch vier bis acht Millionen Container im Jahr umgeladen. Das würde sich negativ auf den Wohlstand der Stadt auswirken, so der Unternehmer.

Unterdessen warnt die Hamburger CDU davor, das Wohl des Hafens allein an der Elbvertiefung festzumachen. Die müsse zwar unbedingt kommen. „Aber es geht nicht nur um die Fahrrinnenanpassung“, sagte CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich. „Wer das behauptet, der irrt.“ Vielmehr sei die Zukunft des Hafens von vielen Entscheidungen abhängig, die die CDU in dem Konzept „Hafen Hamburg 2030“ präsentiert hat. Unter anderem fordert sie darin zu prüfen, ob die vom Schwerlastverkehr geplagte Köhlbrandbrücke durch einen Tunnel statt durch einen Neubau ersetzt werden kann. Die Schiffe würden immer größer, argumentierte Wersich. Niemand könne daher garantieren, dass eine neue, 20 Meter höhere Brücke nicht irgendwann wieder zu niedrig sei.

Die CDU fordert ferner, dass die Stadt pro Jahr 150 Millionen Euro in den Hafen investiert, das wären 50 Millionen mehr als bislang. Woher das Geld kommen soll, konnte Wersich aber noch nicht sagen. Infrage kämen Steuermehreinnahmen, Rückstellungen der Stadt oder private Geldgeber.