Zahl der Arbeitslosen sinkt. Aber Personal zu finden ist in einigen Branchen schwierig

Hamburg. Die Arbeitslosigkeit in Hamburg ist auf den niedrigsten Stand des Jahres gesunken. Ende September waren 71.982 Personen in der Hansestadt auf Jobsuche, teilte die Arbeitsagentur am Dienstag mit. „Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der Arbeitslosen deutlich gesunken, und davon haben alle Gruppen profitiert, Jüngere wie Ältere, Qualifizierte und Unqualifizierte“, sagt Sönke Fock, Chef der Agentur für Arbeit Hamburg. Gegenüber dem August sank die Zahl der Jobsuchenden um 2705 oder 3,6 Prozent. Die Arbeitslosenquote verringerte sich um 0,2 Punkte auf 7,4 Prozent.

Gleichzeitig suchen Hamburger Firmen weiter Personal. Allein die drei Unternehmen Hamburger Hochbahn, die Block-Gruppe und die Asklepios Kliniken Hamburg können knapp 500 Stellen neu besetzen. Nur haben die Unternehmen zunehmend Probleme, geeignetes Personal zu finden. „Das ist zu einer echten Herausforderung geworden“, sagt Stephan von Bülow, Vorsitzender Geschäftsführer der Block-Gruppe, die die Block House Restaurants und die Burger-Restaurantkette Jim Block betreibt.

Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat ist die Zahl der Arbeitslosen in der Hansestadt noch um 1,6 Prozent höher. „Der Rückgang der Arbeitslosigkeit erfolgt nicht in gleichem Maße wie Beschäftigung aufgebaut wird, weil nicht nur registrierte Arbeitslose die freien Stellen nachfragen, sondern auch Personen, die bisher nicht erwerbstätig waren“, sagt Fock. Das betrifft zum Beispiel Frauen, die sich bisher um die Kindererziehung gekümmert haben. Auch das Pendlerverhalten beeinflusst die Arbeitsmarktstatistik. So geht Fock davon aus, das ein Drittel der rund 891.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hamburg hier nicht wohnt, sondern diese Arbeitnehmer täglich aus dem Umland zu ihrem Arbeitsplatz kommen. „Hamburg ist ein sehr attraktiver Arbeitsmarkt, deshalb suchen hier viele eine Beschäftigung“, sagt Fock.

Angesichts dieser Faktoren ist Fock mit der Entwicklung am Arbeitsmarkt zufrieden, zumal die Zahl der Arbeitslosen im Sommer noch auf über 75.000 Personen angestiegen war. „Mit 14.451 freien sozialversicherungspflichtigen Stellen haben wir einen Jahreshöchstwert erreicht“, sagt Fock. Dennoch wird Hamburg die Marke von 70.000 Arbeitslosen in diesem Jahr nicht mehr unterschreiten. „In den nächsten Monaten gehen wir davon aus, dass wir das erreichte Niveau halten oder noch etwas verringern“, sagt Fock. „Die weltweiten politischen und konjunkturellen Risiken haben bisher keine Auswirkung auf den Hamburger Arbeitsmarkt. Wir registrieren weder eine Zunahme der Kurzarbeit noch die Ankündigung von Massenentlassungen.“ Einen hohen Einfluss auf den Arbeitsmarkt habe die inländische Nachfrage.

Die drei Hamburger Unternehmen, die Personal suchen, stehen stellvertretend für jene Bereiche, die innerhalb eines Jahres mit die meisten Stellen geschaffen haben. So sind im Gesundheitswesen rund 1700 neue Stellen in Hamburg entstanden. „Wir haben aktuell 200 Stellen ausgeschrieben“, sagt Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz. „Gesucht werden derzeit zum Beispiel etwa 80 Pflegekräfte und 45 Ärzte.“ Besonders gefragt seien Fachpflegekräfte für die Bereiche Intensivmedizin, Anästhesie und OP.

Die Block-Gruppe ist auf Expansionskurs. In Altona wird noch in diesem Jahr eine weitere Filiale der Burger-Restaurantkette Jim Block eröffnet. „Allein dafür suchen wir 20 Mitarbeiter, vom Betriebsleiter über Köche bis zum Bedienungspersonal“, sagt von Bülow. Auch in der neuen Unternehmenszentrale in Hummelsbüttel, die im Dezember eingeweiht wird, soll das Personal um zehn Arbeitskräfte aufgestockt werden. Im nächsten Jahr sind zwei neue Block House Restaurants in Hamburg und München geplant. „Wir versuchen den Personalbedarf vor allem über eine intensive eigene Ausbildung zu decken“, sagt von Bülow. „Aber wir registrieren zunehmende Vorbehalte wegen der Arbeitszeiten in der Gastronomie.“

Das ist auch ein Problem für die Hamburger Hochbahn, die neben Ingenieuren allein 180 Busfahrer und 50 Zugfahrer sucht. Die Bereitschaft zur Schicht- und Wochenendarbeit ist bei diesen Jobs unerlässlich. „Wir bekommen zwar weiterhin viele Bewerbungen, aber es ist schon etwas anspruchsvoller geworden, passende Bewerber zu finden“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Bei Bus- und Zugfahrern können sich auch Quereinsteiger bewerben, die eine abgeschlossene Ausbildung in einem anderen Beruf haben. Lediglich ein Mindestalter von 21 Jahren ist Voraussetzung. Ebenso wichtig sind Kundenorientierung und Zuverlässigkeit.

Der bundesweite Arbeitsmarkt ist nach der Sommerpause überraschend schwach in den Herbst gestartet. Im September sank die Zahl der Erwerbslosen lediglich um 94.000 auf 2,808 Millionen. Der Rückgang zum August fiel damit so niedrig aus wie seit zehn Jahren nicht. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,2 Punkte auf 6,5 Prozent ab. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich die Zahl der Erwerbslosen um 41.000.