Anlegerinteresse am Unternehmen der Gebrüder Samwer ist groß

Frankfurt. Die Berliner Investoren-Brüder Samwer wollen den Börsen-Hype in der Onlinebranche nutzen, um ihre Holding Rocket Internet zu einem echten Unternehmen auszubauen. „Rocket möchte das Alibaba für die Welt außerhalb der USA und Chinas werden“, sagte Firmengründer und Vorstandschef Oliver Samwer bei der Präsentation zum Börsengang, der am 9. Oktober geplant ist. „Die beste Zeit von Rocket kommt noch.“ Der chinesische Internet-Händler Alibaba hatte in der vorigen Woche mit 25 Milliarden Euro den größten Börsengang aller Zeiten hingelegt. Auch bei Rocket Internet gieren die Investoren nach den Aktien.

Mit Hilfe des erhofften Emissionserlöses von 1,6 Milliarden Euro will Rocket Internet künftig finanziell und operativ die Fäden bei seinen vor allem in Schwellenländern aktiven Firmen in der Hand behalten. Bisher habe Rocket stets Anteile an seinen neu gegründeten Unternehmen schnell an andere Investoren verkaufen müssen, „weil wir nicht das ausreichende Kapital hatten“.

Das soll sich nun ändern: Künftig wolle Rocket in die Firmen über die Anschubfinanzierung hinaus investieren und die Mehrheit längerfristig behalten. Verkauft oder – wie den Online-Modehändler Zalando – an die eigenen Investoren verteilt würden künftig nur noch Firmen, die man nicht zum Kerngeschäft zähle. Börsengänge weiterer Beteiligungen schloss Samwer dennoch nicht aus. „Es kann sein, dass einige unserer größeren Unternehmen über die Zeit vielleicht auch gelistet werden.“ So könnten ihnen zusätzliche Finanzmittel zufließen. Als nächste Börsenkandidaten aus dem Portfolio von Rocket gelten Westwing und Home24.

Im blauen Hemd und ohne Krawatte referierte der 41-jährige Oliver Samwer 45 Minuten über seine Pläne. Der Anwaltssohn aus Köln und seine Brüder Marc und Alexander kopieren bewährte Geschäftsmodelle für Internetfirmen und übertragen diese auf Länder wie Russland, Brasilien oder Nigeria, wo der Onlinehandel noch in den Kinderschuhen steckt. „Unser Geschäftsmodell erlaubt außerordentliche Renditen“, sagte Samwer. Rocket habe aus Investitionen von 169 Millionen Euro 4,2 Milliarden Euro gemacht. Die von den Samwers gegründeten Firmen schreiben jedoch anders als Zalando und Alibaba noch teils hohe Verluste. Zum Börsengang wird Rocket Internet mit bis zu 6,7 Milliarden Euro bewertet. Die Zeichnungsfrist läuft bis 7. Oktober. Die Preisspanne für die bis zu 37,9 Millionen Aktien reicht von 35,50 bis 42,50 Euro. Es soll der größte Börsengang in Deutschland seit 2007 werden.