Günther Fielmann feiert heute im privaten Kreis. Allmählich denkt er an die Nachfolge in seiner Firma

Hamburg. Günther Fielmann verzichtet heute auf öffentliche Ehrungen und feiert seinen 75. Geburtstag im kleinen privaten Kreis. Was wünscht sich ein Mann, der in seinem Leben derart große Erfolge feierte? Der eine Firma führt, die jedes Jahr ein Vermögen abwirft? Ein Unternehmer, der sich als Ausbildungsstätte für den Firmennachwuchs ein wuchtiges Schloss kauft, der auf einem Bauernhof Biorinder züchtet, mit dem Ferrari durch seine Heimat Schleswig-Holstein kurvt und sich all diese Dinge selber erarbeitet hat, ein echter Selfmademillionär?

In den vergangenen Jahren hat Fielmann alle seine beruflichen Erfolge, einen steigenden Umsatz, einen sehr erfreulichen Aktienkurs, das ständige Wachstum seines Brillenimperiums fast schon als selbstverständlich wahrgenommen, hat Rekordzahlen auf Pressekonferenzen mit unbeteiligter Miene vorgetragen. Was ihn aber sichtlich bewegte, war die Zukunft seines Unternehmens. Und über allem die Frage, ob seine Kinder, vor allem der als ältestes Geschwisterkind prädestinierte Sohn Marc zu seiner Nachfolge als Firmenchef bereit und in der Lage ist. Diese Frage kann Fielmann inzwischen beantworten: Ja, es deutet alles darauf hin, dass der 50 Jahre jüngere Sohn als kommunikativer, an einer Eliteuni, im Ausland und im eigenen Unternehmen bestens ausgebildeter junger Mann als neuer Firmenchef zur Verfügung steht. Diese Gewissheit dürfte Fielmann heute als das größte Geburtstagsgeschenk empfinden.

Der Senior plant zwar noch einige Jahre an der Spitze der Verwaltung mit Sitz in Hamburg zu arbeiten. Aber zum 80. Geburtstag, so deutete er es kürzlich an, soll Schluss sein als Vorstandsvorsitzender. Wenn Marc Fielmann seinem Vater eines Tages nachfolgt, tritt er in große Fußstapfen. Schließlich hat der Visionär die Branche revolutioniert – und aus dem Nichts einen Handelskonzern mit heute mehr als 16.000 Mitarbeitern geschaffen. Jede zweite Brille in Deutschland wird von der Kette verkauft. Nach einer unauffälligen Nachkriegsjugend, Optikerlehre und einem Berufsstart als Angestellter eröffnet Fielmann 1972 im Alter von 33 Jahren in Cuxhaven sein erstes Geschäft. „Der Kunde bist du“, gab der Gründer seinen Mitarbeitern als Motto auf den Weg. Der endgültige Durchbruch kam 1981, als Fielmann den Krankenkassen die Kassenbrille abhandelte und durch eine Vielzahl von modernen Modellen ersetzte. „Bis dahin musste jeder Brillenträger den Nachweis seines geringen Einkommens auf der Nase tragen“, erinnert sich der mehrfach ausgezeichnete Unternehmer.

Es folgt der Börsengang 1994 und die Expansion ins Ausland, die allerdings immer verhalten blieb und sich vor allem auf die Schweiz und Österreich fokussierte. Zeitweise hatte Fielmann größere Pläne in Europa, doch noch hält er die Expansion in Deutschland für nicht abgeschlossen. Die Strategie sieht vor, deutschlandweit je 100.000 Einwohner ein Geschäft zu betreiben. Bis dahin fehlen noch ungefähr 200 Filialen. Es bleibt also noch einiges zu tun für den Brillenkönig.