Der Sanierungsplan für Karstadt nimmt Form an. Knapp 30 Standorte könnten gefährdet sein

Essen . Dunkle Wolken über Karstadt: Nach der mit Spannung erwarteten Krisensitzung des Karstadt-Aufsichtsrats wächst nun die Sorge um die Zukunft des Essener Traditionsunternehmens. Wer auf einen Befreiungsschlag und größere Investitionen in die Modernisierung durch den neuen Karstadt-Eigentümer René Benko gehofft hatte, wurde enttäuscht. Der harte Sanierungskurs, den er mit dem seit Jahren in der Krise steckenden Warenhauskonzern einschlägt, lässt eine düstere Zukunft für die Karstadt-Mitarbeiter erahnen.

Stellenstreichungen unter den 17.000 Beschäftigten und das Aus für ganze Filialen sind bei Karstadt plötzlich kein Tabu mehr – auch wenn es bei der Sitzung am vergangenen Donnerstag zunächst nicht um die Schließung konkreter Standorte ging. Für weitere Beratungen hat sich der Aufsichtsrat eine Frist von sechs Wochen bis zum nächsten Treffen Ende Oktober gesetzt.

Am Wochenende sickerten jedoch bereits erste Zahlen zu möglichen Sanierungsplänen durch. Die „Bild am Sonntag“ zitierte aus einem achtseitigen Konzept, mit dem das Kontrollgremium Führungskräfte auf einen harten Sanierungskurs einstimmt. Mindestens 209 Millionen Euro koste eine Sanierung. Den 83 Filialen stünden Einschnitte bevor: weniger Personal, weniger Kassen. Daneben sollen allein in der Essener Zentrale 20 Prozent der Stellen abgebaut werden, berichtet das Blatt.

Um Karstadt jetzt noch zu retten, wäre eine „umfassende Sanierung“ notwendig, fordert auch der Sanierungsfachmann Harald Linné von der Managementberatung Atreus. „Die Chance für andere Optionen wurde in den letzten Jahren verpasst“, so Linné. Benko-Vorgänger Nicolas Berggruen habe nicht die „Komplexität des Problemfalls“ unterschätzt, sondern auch in „fahrlässiger Art und Weise“ nicht in die Weiterentwicklung des Unternehmens investiert.

Vor allem die Beschäftigten des Warenhausunternehmens sind alarmiert: „Man bereitet die Arbeitnehmervertreter auf harte Einschnitte vor und vertagt das bis zur nächsten Sitzung“, beschreibt Experte Gerd Hessert von der Uni Leipzig die aktuelle Situation. Von dem Personalabbau könnten nach Auffassung des Experten bis zu 4000 Beschäftigte betroffen sein. Von 83 Karstadt-Standorten verbucht er derzeit 29 Läden in der Kategorie „Rückzug“.

„Man überprüft jede Filiale, ob ein Personalabbau notwendig ist“, so Hessert. Gut laufende Karstadt-Filialen könnten von Benko in seine Premium-Group eingegliedert werden . Insgesamt sieht Hessert schwere Zeiten auf alle Warenhäuser zukommen.