Ausfälle auch in Hamburg erwartet. Fluglinie erhöht Ticketpreise auf Mittel- und Langstrecke um bis zu 30 Euro

München/Hamburg. Passagiere der Lufthansa müssen sich am Mittwoch auf einen weiteren Streik der Piloten einrichten. Zwischen 10.00 und 18.00 Uhr sollen am zweitgrößten Lufthansa-Drehkreuz in München keine Flieger mehr abheben, teilte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) mit. Damit solle ein neuer Tarifvertrag zur sogenannten Übergangsversorgung im Vorruhestand für die rund 5400 Lufthansa-Piloten erreicht werden.

Lufthansa reagierte mit „völligem Unverständnis“ auf die Streikankündigung. Der Arbeitskampf treffe erneut unbeteiligte Fluggäste und sei gezielt auf das nahende Ferienende im Bundesland Bayern gerichtet, sagte eine Sprecherin. Hamburg wird voraussichtlich nur am Rande von dem Streik betroffen. Problematisch dürfte es für Passagiere mit Fernflügen ab München werden. „Wir erwarten erhebliche Beeinträchtigungen bei den Flügen von und nach München“, sagte eine Unternehmenssprecherin. „In den Streikzeitraum fallen 160 Abflüge, darunter 15 Interkontinentalflüge und sieben nach Hamburg.“ Der Flugplan weist Verbindungen zu zahlreichen deutschen und europäischen Flughäfen wie auch zu vereinzelten Überseezielen aus.

Lufthansa erstellt derzeit einen Sonderflugplan. „Sobald dieser fertig ist, werden die betroffenen Passagiere per SMS oder Mail von den möglichen Änderungen und alternativen Reisemöglichkeiten unterrichtet“, sagte die Sprecherin. So könnten im Inland die Tickets für ausfallende Flüge in Bahnfahrkarten umgetauscht werden.

Auch Starts und Landungen von Lufthansa-Maschinen an anderen Flughäfen könnten von dem Streik betroffen sein. Zuletzt hatten die Piloten in der vergangenen Woche am Frankfurter Flughafen in einem sechsstündigen Streik 218 Flüge ausfallen lassen. Vorausgegangen war ein dreitägiger Vollstreik im April und Arbeitsniederlegungen bei der Lufthansa-Tochter Germanwings, deren Piloten ebenfalls unter den Konzerntarifvertrag fallen.

Hintergrund ist ein seit Langem schwelender Tarifkonflikt bei Europas größtem Luftverkehrskonzern. Im Kern geht es um die Übergangsversorgung, die Lufthansa-Piloten bislang in ihrem Vorruhestand erhalten. Im Schnitt gehen Lufthansa-Kapitäne derzeit mit 59 Jahren in den vom Unternehmen bezahlten Vorruhestand. Lufthansa will das durchschnittliche Eintrittsalter schrittweise auf 61 Jahre erhöhen. Beide Seiten machen sich gegenseitig für das Scheitern verantwortlich.

Unterdessen will Lufthansa ab Donnerstag die Preise für Flugtickets der Economy- und der Businessclass auf Mittel- und Langstrecken erhöhen. Ausgenommen davon sind Flüge innerhalb Deutschlands, in die Schweiz und nach Österreich sowie Tickets in der ersten Klasse, teilte das Unternehmen mit. Flugreisen nach Nordamerika würden für Kunden, die in der Economyclass fliegen, um 20 bis 30 Euro teurer. Die Preise für Langstreckenflüge nach Asien, Afrika und Südamerika erhöhten sich um fünf Euro für ein Economy-Tickets und um zehn Euro für ein Business-Ticket. Für Flüge innerhalb der EU müssen Fluggäste mit einer Verteuerung um zehn Euro rechnen. Im Ferienmonat August erhöhte Lufthansa die Passagierzahl um vier Prozent auf 10,5 Millionen. Die Auslastung der Jets verbesserte sich um einen Prozentpunkt auf 86,4 Prozent.