Der Hamburger Outdoorhändler hat auf dem Aschberg bei Eckernförde ein Hotel gebaut. In Kürze wird es sogar erweitert

Ascheffel. „Hören Sie mal.“ Ganz still steht Andreas Bartmann auf dem Aussichtsturm der neu errichteten Globetrotter Lodge im schleswig-holsteinischen Ascheffel. Wolken ziehen über die sanfte Hügellandschaft des Naturparks Hüttener Berge und tauchen die umliegenden Felder und Seen in rasch wechselnde Farben.

Aus der Ferne ist das leichte Grollen eines Gewitters zu hören, sonst aber dringt nur das Geräusch des Windes zu dem 30 Meter hohen Turm hinauf. „Das ist es, was wir hier vermitteln wollen“, sagt Bartmann. „Unsere Gäste sollen einfach mal die Stille und die Natur erleben und das Getriebe der Großstadt vergessen.“

Gerade einmal eineinhalb Stunden Autofahrt von der Hamburger Innenstadt entfernt hat der Geschäftsführer des Hamburger Outdoorhändlers Globetrotter das erste, eigene Hotel der Kette errichten lassen. Ein nicht unerhebliches Wagnis für das Unternehmen, das sich sonst mit dem Verkauf von wetterfesten Jacken, Zelten, Schlafsäcken und anderen Ausrüstungsgegenständen für den Abenteuerurlauber befasst.

Die Idee zu dem ungewöhnlichen Projekt entstand vor gut fünf Jahren. „Ursprünglich wollten wir lediglich ein Weiterbildungs- und Trainingszentrum für unsere rund 1500 Mitarbeiter errichten“, erzählt Bartmann. „Dann aber haben wir uns – nicht zuletzt auch aus Kostengründen – dazu entschlossen, das Haus auch für die privaten Urlauber und die Mitarbeiter anderer Firmen zu öffnen.“

Rund elf Millionen Euro hat der Bau auf dem knapp 100 Meter hohen Aschberg westlich von Eckernförde gekostet, deutlich mehr als die Hamburger ursprünglich veranschlagt hatten. Mehrere Jahre dauerte die Bauzeit, während der eine ganze Reihe technischer Probleme gelöst werden mussten. „Bevor wir kamen, gab es hier so gut wie nichts“, sagt Bartmann. Selbst um die Stromversorgung und ein eigenes Pumpensystem mussten sich die Hamburger kümmern, um sicherzustellen, dass der hohe Wasserbedarf des Hotels nicht die Trinkwasserversorgung in den umliegenden Orten beeinträchtigt.

Die Globetrotter Lodge ist regelrecht in den Aschberg hineingebaut, überall haben die Architekten auf eine möglichst enge Verbindung zur Natur geachtet. Holz, Stein und Glas dominieren in den betont schlicht gehaltenen Gebäuden, bodentiefe Fenster in den 30 Doppelzimmern erlauben einen unverstellten Blick auf die Landschaft. „In den Morgenstunden lassen sich vom Bett aus die Rehe auf der gegenüberliegenden Wiese beobachten“, sagt der Globetrotter-Chef.

Private Urlauber wollen die Hamburger aber nicht nur mit solchen Naturbeobachtungen anlocken, sondern auch mit zahlreichen Outdoor-Aktivitäten, die zum Abenteurer-Image des Handelsunternehmens passen. So wird die Rückseite des Aussichtsturm von einer durchsichtigen Kletterwand dominiert, über die Gäste den Betreibern wortwörtlich aufs Dach steigen können. Das Unternehmen unterhält an der nahegelegenen Schlei auch eine kleine Flotte aus Kutterseglern, die für kurze Törns gemietet werden können, es gibt Paddelkurse auf den umliegenden Seen oder auch die Möglichkeit, den Aufenthalt im Hotel mit einer Übernachtung im Wald zu kombinieren – Abenteuerurlaub light.

Firmen können Tagungen in der Lodge ebenfalls mit einem Segeltörn, einer Kanutour oder Orientierungswanderungen kombinieren. „Meetings laufen hier – mitten in der Natur – oft produktiver ab als in der hektischen Großstadt“, ist Bartmann überzeugt.

Insgesamt ist Globetrotter bestrebt, sich mit der Lodge im gehobenen Segment für anspruchsvolle Gäste zu etablieren, dafür sprechen auch die Übernachtungspreise von 120 Euro pro Doppelzimmer. Um darüber hinaus auch Jugendlichen mit schmalem Budget ein Angebot machen zu können, baut das Unternehmen gerade die alte Jugendherberge direkt neben dem Hotel zu einem Gästehaus mit insgesamt 50 Betten um. Hier soll eine Übernachtung künftig schon für 20 Euro zu haben sein.

Derzeit ist die Globetrotter Lodge zu etwa 75 Prozent ausgebucht, Geld verdient das Handelsunternehmen mit dem im Herbst vergangenen Jahres an den Start gegangenen Hotel allerdings noch nicht. „Das Projekt ist kein Selbstgänger“, gesteht der Globetrotter-Chef. „Mein Respekt gegenüber Hoteliers und Gastronomen ist in den vergangenen Monaten stark gewachsen.“ Er selbst habe eine „steile Lernkurve“ hinter sich.

Lernen mussten die Hamburger beispielsweise, dass die Durchschnittsbons im hoteleigenen Restaurant mit 20 Euro deutlich unter denen liegen, die sie aus dem Einzelhandel gewohnt sind. „Wir müssen schon enorme Mengen an Essen ausgeben, um überhaupt auf unsere Kosten zu kommen“, meint Bartmann. Im Wesentlichen sei das ein Zusatzgeschäft – trotz der 1200 Tagesgäste, die an einem guten Wochenende auf den Aschberg strömen und von dem frei zugänglichen Aussichtsturm den Blick über die Landschaft schweifen lassen.

„Letztlich wollen wir mit dem Hotel keine großen Gewinne erwirtschaften, wir wollen aber auch kein Geld verbrennen“, erklärt Bartmann. Allzu lange wird er sich die Verluste jedenfalls nicht leisten können und wollen, denn der Handelskette geht es angesichts der wachsenden Online-Konkurrenz im Outdoorgeschäft und einer allgemeinen Sättigung im einst boomenden Markt alles andere als rosig.

Nach zweistelligen Zuwachsraten in der Vergangenheit rechnet Bartmann in diesem Jahr insgesamt nur mit einem leichten Umsatzplus, im Internethandel mit einer Stagnation. Wegen des hohen Konkurrenzdrucks und zugleich hoher Investitionen in neue Filialen ist das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr leicht in die roten Zahlen gerutscht. „Auch im laufenden Jahr wird unser Ergebnis wohl noch negativ ausfallen“, sagte der Geschäftsführer kürzlich. Eine Rückkehr in die Gewinnzone erwarte er erst wieder 2015.

Um Kosten zu senken, will Globetrotter in den kommenden zwölf Monaten auch die Logistikaktivitäten in der Hansestadt am Standort Höltigbaum konzentrieren. Der alte Standort am Bargkoppelstieg wird dafür aufgegeben. In diesem Zusammenhang soll auch die Unternehmenszentrale ins Gewerbegebiet am Höltigbaum umziehen. Ein Arbeitsplatzabbau ist mit den Maßnahmen laut Bartmann allerdings nicht verbunden.