Sechs Prozent mehr Lohn fordert die Bahngewerkschaft EVG

Frankfurt. Bei den drohenden Arbeitskämpfen von Lokführern der Deutschen Bahn und Piloten der Lufthansa wollen sich die zuständigen Gewerkschaften offenbar terminlich koordinieren. „Wir bemühen uns, durch Absprachen zu verhindern, dass es parallel zu Streiks kommt“, sagte ein Sprecher der Lokführergewerkschaft GDL am Montag in Frankfurt. „Wir Spartengewerkschaften gehen verantwortungsbewusst mit unserem Streikrecht um“, sagte er. Die GDL und die Pilotenvereinigung Cockpit seien „in Gesprächen, in Abstimmungen drin“.

Im Tarifkonflikt der Bahn hat nach der GDL auch die größere Gewerkschaft EVG ihre Forderungen vorgelegt. Beide stehen damit nun bei den Beschäftigen in direkter Konkurrenz. Man verlange sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 150 Euro im Monat, teilte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit. Sie will für alle Beschäftigtengruppen verhandeln. Die GDL hatte für die rund 37.000 Lokführer und Zugbegleiter fünf Prozent mehr, aber auch eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zwei auf 37 Stunden sowie bessere Schichtpläne gefordert. Die Bahn hatte dies als nicht akzeptabel abgelehnt.

Hauptstreitpunkt ist aber, dass EVG und GDL bei Lokführern und Zugpersonal für die gleiche Beschäftigungsgruppe verhandeln wollen und daher in direkter Konkurrenz stehen. Die Bahn hatte der GDL nur für die Lokführer eine Einmalzahlung bis Ende des Jahres angeboten. Bis dahin sollten sich die beiden Gewerkschaften untereinander verständigen, für wen sie verhandeln. Für morgen hat die GDL einen Protesttag in Fulda angekündigt.

In der Auseinandersetzung mit den Piloten forderte die Lufthansa eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. „Wir sind konsensbereit und suchen einen Kompromiss“, sagte Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens. Die Gespräche hätten in einer konstruktiven Atmosphäre stattgefunden. Dann erklärte Cockpit sie für gescheitert. Volkens forderte Cockpit auf, eine gemeinsame Lösung zu finden. Zugleich betonte Europas größte Fluglinie aber, für mögliche Streiks gerüstet zu sein. Die Airline werde einen Sonderflugplan entwickeln, um wesentliche Strecken aufrechtzuerhalten. Hintergrund der Streiks ist ein Streit über die Übergangsrente für die Piloten. Deshalb waren bereits im April 3800 Flüge ausgefallen, dem Konzern war ein Schaden von 60 Millionen Euro entstanden.

Wann und wie lange die Flugkapitäne streiken werden, blieb zunächst unklar. Die Lufthansa rechnet damit, dass Cockpit einen Ausstand 24 Stunden vorher ankündigen. Mehrtägige Streiks erwartet die Airline nicht.