Am Burchardkai können nun die größten Schiffe der Welt entladen werden. HHLA investiert dafür 85,5 Millionen Euro

Hamburg. Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) rüstet sich für die Abfertigung riesiger Containerschiffe der neuesten Generation. Der Hafenkonzern nahm am Montag den Großschiffsliegeplatz 5/6 am Burchardkai in Betrieb. An dem 595 Meter langen Stück zusätzlicher Kaimauer können ein Großschiff mit einer Kapazität von 18.000 Standardcontainern (TEU) oder zwei kleinere gleichzeitig beladen werden. Dazu wurden fünf moderne Tandem-Containerbrücken eines chinesischen Herstellers installiert, welche dank ihrer 74 Meter langen Ausleger die knapp 60 Meter breiten Schiffe mühelos entladen können.

Die neuen Brücken sind auch schneller, weil sie im Tandembetrieb arbeiten. Mit einer Bewegung können sie zwei 40-Fuß-Container oder vier 20-Fuß-Standardcontainer gleichzeitig auf das Schiff laden oder abladen. Jede Brücke wiegt 2400 Tonnen und kann eine Last von 110 Tonnen heben. Insgesamt hat die HHLA 85,5 Millionen Euro investiert. Hinzu kommen 20 Millionen Euro, welche die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority für die Herrichtung der Kaimauer ausgegeben hat.

Der Hafen reagiert damit auf die rasante Entwicklung bei den Schiffsgrößen, „die wir in diesem Tempo auch nicht erwartet haben“, wie Stefan Behn, Containervorstand der HHLA sagt. Galten noch vor zwei Jahren Containerschiffe mit einer Stellplatzkapazität von 14.000 Stahlboxen als die größten der Welt, bestellten die Reeder schnell Schiffe mit einem Ladevermögen von 16.000 und jetzt von 18.000 Containern bei den Werften. Hintergrund sind deutliche Kosteneinsparungen. Laut Skaleneffekt führt eine Verdoppelung der Schiffsgröße zu reduzierten Transportkosten pro Container von 25 Prozent. Die weltgrößte Reederei Maersk hat bereits neun Schiffe dieser Größenordnung in Betrieb, sie ist allerdings nicht Kunde der HHLA. Aber ihr Konkurrent, die französische Reederei CMA CGM, will in Kürze ein 18.000-TEU-Schiff auf den Markt bringen. Und CMA CGM ist HHLA-Kunde.

Die Häfen müssen sich aber nicht nur auf größere Schiffe einstellen: Diese kommen jetzt seltener, bringen dafür aber wesentlich mehr Container. Noch vor sechs Jahren, während der letzten Boomphase des Containertransports, mussten 3900 Container pro Schiffsanlauf bewegt werden. Heute sind es 6500. Da sich die Liegezeiten der Schiffe dabei nicht zu sehr ausdehnen sollen, müssen die Terminals insgesamt produktiver und schneller werden. „Die erhöhte Umschlagkapazität hilft uns, die Spitzenbelastungen zu bewältigen“, sagt HHLA-Vorstand Behn. Zugleich sei der Bau ein wichtiger Meilenstein für das grundlegende Ziel der HHLA, das jährliche Umschlagpotenzial von zuletzt zweieinhalb auf fünf Millionen Standardcontainer anzuheben. „Auf der Wasserseite haben wir mit dem neuen Großschiffsliegeplatz die Voraussetzungen dafür geschaffen“, so Behn.

Damit hinter der Kaikante die Lagerkapazitäten schnell mitwachsen, werde die HHLA ihrem Aufsichtsrat in Kürze die Bestellung weiterer Lagerblöcke vorschlagen, kündigte der HHLA-Vorstand an. Acht dieser 380 Meter langen teilautomatisierten Stapel- und Sortieranlagen sind bereits in Betrieb. Gegenüber der herkömmlichen Lagerung durch einzelne Containerfahrzeuge sind die Kapazitäten um das Zweieinhalbfache gestiegen. Jedes dieser Blocklager kann 2200 Standardcontainer aufnehmen. Im Endausbau sollen dann 29 Lagerblöcke Platz für 60.000 Stahlboxen bieten. Wobei die zusätzlichen Lagermöglichkeiten dringend benötigt werden.

Durch zunehmende Verspätungen in den Fahrplänen der Schiffe erhöhe sich die Verweildauer der Container am Burchardkai, von durchschnittlich vier auf bis zu acht Tage. „Jeder zusätzliche Tag führt aufs Jahr gesehen zu einem Lagerkapazitätsverlust von 300.000 Boxen“, warnt Behn. Die HHLA habe deshalb bereits weitere Lagermöglichkeiten bereitgestellt.

Zusätzliche Umschlagkapazitäten erfordern aber auch zusätzliches Personal zur Abfertigung. Die HHLA hat deshalb vor einigen Wochen 50 zusätzliche Stellen am Burchardkai geschaffen. „Und wir werden in diesem Jahr noch einmal 50 weitere Leute einstellen“, sagte der Geschäftsführer des Containerterminals Burchardkai, Jens Hansen. Auch der Containerbahnhof am Terminal sei ausgebaut worden. In Kürze werde ein neues System zur Beschleunigung der Lkw-Abfertigung in Betrieb gehen.

Wegen massiver Staus am Terminaleingang und langer Wartezeiten war der Burchardkai im Frühjahr bei Speditionen und Fuhrunternehmen in die Kritik geraten. Dazu hätten vor allem Bauarbeiten am Elbtunnel beigetragen, wodurch nur zwei Fahrstreifen pro Richtung zur Verfügung standen, so HHLA-Vorstand Behn. „Seitdem das vorbei ist, läuft es wieder.“