In Norddeutschland gibt es die höchsten Bestände der alten Währung. Bundesbank tauscht kostenlos in Euro um

Hamburg. Kurz vor Schließung der Schalter hat es Hannes Dethlefsen noch geschafft. Er ist am Montag einer von rund 50 Kunden pro Tag, die in der Filiale der Bundesbank in Hamburg Deutsche Mark (DM) gegen Euro tauschen. „Im bisherigen Jahresverlauf wurden in Hamburg etwa 2,646 Millionen DM umgetauscht“, sagt ein Sprecher der Bundesbank. Im Gegenzug wurden 1,337 Millionen Euro ausgezahlt. Die Beträge, die in DM im Schnitt pro Tag eingereicht werden, seien im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas angestiegen, auch wenn die Zahl der Kunden abnehme. Im Jahr 2013 wurden pro Tag rund 16.500 Mark umgetauscht.

Norddeutschland ist eine Hochburg für die letzte nationale Währung der Bundesrepublik. In den Bundesländern Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen verfügt jeder Haushalt im Schnitt noch über 85 DM, geht aus einer Umfrage der Postbank hervor, die dieser Zeitung exklusiv vorliegt. Der Bundesschnitt liegt bei 65 DM. Eine Ausnahme in Norddeutschland ist lediglich das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Hier gibt es mit 35 DM pro Haushalt die niedrigsten Bestände. Fast jeder zweite Haushalt in Norddeutschland hat noch Münzen und Scheine in der alten Währung zu Hause liegen.

Fast jeder zweite Haushalt im Norden hat noch DM-Banknoten im Schrank

Hannes Dethlefsen hat das Geld von seinen Eltern bekommen. Einen Hunderter und einige Münzen. Das ist kein Zufallsfund, wie ihn manche machen, wenn sie alte Kleidung aussortieren und darin noch DM-Geldscheine oder -Münzen finden. „Jeder in der Familie wusste, wo das Geld liegt, nur keiner hat es umgetauscht“, sagt der junge Mann. „Jetzt mache ich das, weil ich am nächsten an der Bundesbank-Filiale wohne“, sagt Dethlefsen. Das in Euro umgetauschte Geld darf er behalten. Als er die Filiale verlässt, freut er sich über exakt 61,82 Euro.

Dethlefsen wusste sofort, wo er Scheine und Münzen umtauschen kann. Nach der Postbank-Umfrage kennen aber nur 13 Prozent die korrekte Anlaufstelle. Die Übrigen wenden sich zunächst an ihre Hausbank oder eine Landesbank. Aber umgetauscht werden kann die DM nur bei der Bundesbank. „Doch die Öffnungszeiten hier sind natürlich nicht so gängig“, sagt Dethlefsen. Die Kassenstunden der Hamburger Bundesbank-Filiale in der Willy-Brandt Straße 73 sind montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 13 Uhr.

Die Bundesbank verweist darauf, dass dafür der Umtausch noch unbefristet möglich sein wird. Das ist im Euro-Raum keine Selbstverständlichkeit. In Griechenland, Frankreich, Italien und Finnland können die nationalen Währungen zum Teil schon seit drei Jahren nicht mehr in Euro umgetauscht werden. In Spanien läuft die Umtauschfrist Ende 2020 ab, in Portugal Ende Februar 2022. In Norddeutschland wird die DM vor allem als Erinnerungsstück gesehen. 80 Prozent geben an, sie deshalb noch zu besitzen. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 74 Prozent. „Es gibt viele Gründe, warum die Norddeutschen noch immer DM haben oder erst jetzt umtauschen“, sagt Iris Laduch-Reichelt von der Postbank. Das größte Gewicht haben Erinnerungs- oder Sammlerstücke. 15 Prozent der Hamburger haben den Umtausch bisher vergessen und zehn Prozent haben die DM-Bestände erst kürzlich gefunden. „Insgesamt verwahren die Bundesbürger noch knapp zwei Milliarden Mark“, sagt Laduch-Reichelt. Doch laut Bundesbank stehen insgesamt noch 13 Milliarden DM aus. Das übrige Geld wird im Ausland vermutet.

Die in Hamburg eingetauschten DM-Banknoten werden zu einer Dienststelle der Bundesbank nach Mainz transportiert und dort maschinell geschreddert. Die DM-Münzen gehen in die Münzprägeanstalten, werden dort entwertet und gelangen anschließend in die weitere Metallverwertung.