Kopenhagen/Hamburg. Die Krise in Russland setzt dem dänischen Biergiganten Carlsberg weiter zu. Wegen der Wirtschaftskrise im Land stampften die Dänen am Mittwoch ihr Gewinnziel für das Jahr ein und rechnen nicht mehr mit einem höheren operativen Ergebnis. Der Vorstand des Konzerns kündigte an, in Osteuropa womöglich Brauereien zu schließen. Dies werde gerade geprüft.

Analysten zufolge sind weniger die Wirtschaftssanktionen des Westens oder das russische Einfuhrverbot für Agrarprodukte aus Europa das Hauptproblem. Vielmehr mache dem Konzern bereits seit Längerem zu schaffen, dass die Russen angesichts der drohenden Rezession und hoher Abgaben weniger Bier kauften. Der düstere Jahresausblick verschreckte die Anleger. Carlsberg-Aktien fielen um fast fünf Prozent. Wenig Beachtung fand, dass der Konzern im zweiten Quartal den operativen Gewinn noch um sechs Prozent auf 3,6 Milliarden Kronen (480 Millionen Euro) steigern konnte.

In Deutschland konnten die Dänen mit ihren Hamburger Marken Holsten und Astra wegen des guten Sommerwetters und der Euphorie während der Fußball-Weltmeisterschaft sogar mehr Bier verkaufen als im Vorjahr. „Wir sind mit dem Absatz in diesem Sommer durchaus zufrieden“, sagte Carlsberg-Deutschland-Sprecherin Linda Boos dem Abendblatt. Die positive Entwicklung in der Bundesrepublik und in anderen Teilen der Welt reichte allerdings nicht, um die Rückgänge in Osteuropa zu kompensieren.

Rivale Heineken bekam zwar ebenfalls die Einschnitte im Russland-Geschäft zu spüren. Die hohe Nachfrage während der WM war bei der Nummer drei der Branche aber so stark, dass der Konzern nun optimistischer für das Gesamtjahr ist. Das operative Ergebnis stieg bei Heineken im ersten Halbjahr mit einem Plus von fast zehn Prozent auf 1,45 Milliarden Euro stärker als erwartet. Anleger zeigten sich erfreut und verhalfen der Aktie zu einem Plus von mehr als sechs Prozent.