Die Domainendung .hamburg geht in diesen Tagen online. Nutzer bekommen die Möglichkeit, sich eine lokale Identität im weltweiten Netz zu schaffen. Die Anmeldungen laufen bereits.

Hamburg. Es sind zwar nur sieben Buchstaben, doch ihre Strahlkraft ist immens. Sie stehen für das Tor zur Welt, für Udo Lindenberg und den HSV, sie duften nach Franzbrötchen und verbinden Reeperbahn und Elbchaussee. „Hamburg“ ist viel mehr als die Stadt an der Elbe, und sie bekommt schon bald eine eigene Adresse im Internet. Vom 27. August an haben alle Einwohner, Firmen und Vereine in der Metropolregion die Chance, neue Internet-Adressen wie www.meinefirma.hamburg oder www.meinname.hamburg zu registrieren. Damit bekommen die Nutzer die Möglichkeit, sich eine lokale Identität im weltweiten Netz zu schaffen. Die Bezeichnungen ergänzen die bekannten Adressendungen im Web, wie .de oder .com. In den nächsten Monaten erhalten weitere Metropolen wie New York oder Paris entsprechende Kürzel.

Die Anmeldungen für die Endung .hamburg laufen bereits. Marktbeobachter rechnen mit 80.000 Vorregistrierungen. Unter den Adressen finden sich Anbieter aller Branchen, etwa macstore.hamburg oder montblanc.hamburg. Die Stadt selber hat sich ebenfalls etliche Wortkombinationen gesichert, etwa event.hamburg. Die neuen Bezeichnungen wie .hamburg, .berlin oder .fashion, die jetzt angemeldet werden können, sind eine Folge der Überflutung mit immer neuen Adressen unter der Endung .com. Bereits 2012 waren 102 Millionen Domains mit der Endung .com (commercial) registriert. Die Auswahl an kurzen Internetadressen wurde vor diesem Kürzel zuletzt immer geringer, die Adressen, die neu registriert werden, immer länger. Unter anderem als Folge dieser Problematik hat die weltweite Internetverwaltung ICANN beschlossen, weitere Bezeichnungen zuzulassen. Hinter der nun verfügbaren Hamburg-Adresse steht Oliver Süme, der sich seit etlichen Jahren bei ICANN-Konferenzen, unter anderem in Singapur, Seoul oder Mexiko-Stadt für das Projekt starkgemacht und Gespräche mit der Stadt geführt hatte. Der Hamburger Anwalt leitet nun die Betreibergesellschaft für die Top-Level-Domain, die er bereits 2007 mit weiteren Partnern gegründet hat.

„Wir haben das Projekt unterstützt und sind froh, dass es nun richtig losgehen kann“, sagt Bürgermeister Olaf Scholz. Die neue Top-Level-Domain biete vielfältige neue Möglichkeiten für Bürger und Unternehmen der Metropolregion Hamburg, sich in der digitalen Welt mit regionalem Bezug darzustellen und sich dabei gleichzeitig mit dem Standort Hamburg zu identifizieren, argumentierte der SPD-Politiker. Die Stadt hat sich mit 250 Euro oder knapp einem Prozent an der Betreibergesellschaft beteiligt und wird auch an den Einnahmen mitverdienen, sagte Senatssprecher Christoph Holstein dem Abendblatt auf Anfrage. Holstein wollte zu den Verdienstaussichten der Stadt zwar keine Prognosen abgeben, Näheres steht allerdings in dem Vertrag, den die Stadt mit der Betreibergesellschaft geschlossen hat: Demnach bekommt die Stadt Hamburg jährlich pro registrierter Domain zwischen drei und sechs Euro, abhängig davon, wie viele Domains vergeben wurden. Auch in Berlin kassiert die Stadt mit: Die Hauptstadt ist mit einer eigenen Domain-Endung weltweit Vorreiter. Und hier rechnet man durch die neuen Internetadressen im ersten Jahr mit Einnahmen für die Stadt in Höhe von einer halben Million Euro, ab dem dritten Jahr mit 750.000 Euro pro Jahr.

Die Chance, sich mit der Heimat im Netz abzubilden, liegt bei den neuen Adressen klar auf der Hand. Umstritten ist, ob die Firmen mit der neuen Endung von anderen Internetsurfern auch besser gefunden werden. Schließlich ist der Suchmaschinenbetreiber Google bekannt dafür, wenig über seine Suchkriterien zu verraten. Nur so viel: Es heißt bei Google, dass bei den rund 200 Signalen, welche der Suchdienst für die Listung heranzieht, der Name nur ein Kriterium von vielen ist. Wichtiger sei der Inhalt der Website.

Für die Unternehmen aus dem Norden bietet sich die neue Domain .hamburg in jedem Fall als Instrument an, sich zu ihrer Herkunft zu bekennen. „Die Menschen wollen immer genauer wissen, wer aus ihrer Region kommt“, sagt Christoph Wöhlke, Geschäftsführer der Drogeriekette Budnikowsky.Denn regionale Verankerung bedeute meist auch ein langfristiges Engagement für die Metropolregion. Bei Budni spielt die neue Internetadresse sogar eine besondere Rolle: Das im Frühjahr dieses Jahres zum ersten Mal veröffentlichte Kundenblatt Perle ist jetzt auch unter der Adresse perle.hamburg als digitales Magazin im Netz zu finden.

Auch die Hamburger Sparkasse setzt auf die neuen Möglichkeiten im Netz. „Als Bank für alle Hamburger und Hausbank des Hamburger Mittelstands ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, mit der neuen Domain frühzeitig Flagge zu zeigen“, sagt Jürgen Marquardt, Privatkundenvorstand der Haspa. Das Unternehmen sei schließlich bereits seit 187 Jahren mit dieser Region und ihren Menschen eng verbunden.

Die neue Domain-Endung ermöglicht künftig über fünf Millionen Einwohnern und mehr als 300.000 Unternehmen der Metropolregion ihre lokale Repräsentanz im Internet. Wie ist das Prozedere, um eine solche Adresse anzumelden? Die Registrierung erfolgt laut Initiator Oliver Süme über Domain-Registrare wie 1&1, Strato oder united-domains. Dort können Interessierte ihre Wunsch-Domain unter .hamburg vorreservieren. Dies kostet zwischen 30 und 60 Euro pro Jahr, je nach Anbieter und Angebot. Die Registrierung von Marken und sogenannten Premium-Domains wie frisoer.hamburg oder bank.hamburg erfolgt nach gesonderten Regeln.

Neben der Webseite bieten viele Registrare auch E-Mail-Accounts an. So können unter dem Firmen oder Familiennamen entsprechende E-Mail-Adressen genutzt werden. Damit wird aus vorname.nachname@provider.de die lokal verankerte Identität vorname@nachname.hamburg. Auch wenn Hamburg an erheblicher Wohnungsnot leidet: eine neue Adresse in der Stadt ist ab sofort wieder leichter zu bekommen, wenn auch nur im weltweiten Netz.