Versicherung hat neuen Ansprechpartner für Lobbyarbeit. Im Norden wurden mehr als 100.000 Schäden reguliert

Hamburg. Die Allianz denkt um. Deutschlands größter Versicherer will sich regional wieder stärker profilieren. Das Unternehmen ist zwar an zwölf großen Standorten in Deutschland vertreten, darunter auch in Hamburg. Nach außen war das in den Regionen aber nicht mehr wahrnehmbar. „Das haben wir jetzt geändert“, sagt Andreas Schmid im Gespräch mit dem Abendblatt. Der 47-Jährige ist der neue regionale Ansprechpartner in Hamburg und Schleswig-Holstein, der wieder den Kontakt zu Politik, Wirtschaft und Verbänden hält. Erstmals werden auch wieder regionale Geschäftsergebnisse bekannt gegeben. 1919 wurde die erste Zweigniederlassung der Allianz in Hamburg gegründet. Heute ist Hamburg der viertgrößte Standort der Allianz bundesweit.

Mit 1850 Mitarbeitern in der City Nord gehört die Allianz zu den 50 größten Arbeitgebern in der Hansestadt. Fast wäre der wichtige Arbeitgeber nach Oststeinbek in Schleswig-Holstein abgewandert, nachdem das alte Gebäude am Großen Burstah wirtschaftlich nicht mehr tragbar war. Doch schließlich konnte sich Hamburg im Standortwettbewerb nach langwierigen Verhandlungen noch durchsetzen und die Versicherung bezog im Herbst 2012 das ehemalige Esso-Haus in der City Nord. Auch die Querelen um den Umzug dürften der mangelnden Kommunikation geschuldet gewesen sein.

Doch es geht nicht nur um die Zusammenarbeit mit Politik und Verbänden. „Wir wollen auch wieder stärker in der Region als Arbeitgeber wahrgenommen werden“, sagt Schmid. Ausbildung und Qualifizierung erfolge regional, und auch die meisten Arbeitnehmer orientierten sich bei der Arbeitsplatzsuche nur in ihrer Stadt oder Region. Deshalb wird der Konzern wieder verstärkt auf Bildungsmessen in Hamburg und an anderen Orten vertreten sein. Gegenwärtig gibt es 72 Auszubildende in Hamburg, die auch alle übernommen werden, wenn die Leistungen stimmen. „Personell sind wir stabil“, sagt Schmid. „Wir planen keine Einschnitte.“

Schmid will die Kommunikation mit der Handelskammer stärken. „Wir wollen uns wieder an der Initiative Finanzplatz Hamburg beteiligen“, sagt er. Die Vereinigung soll den Finanzstandort stärken und eine weitere Abwanderung von Unternehmen aus diesem Bereich verhindern. Denn Hamburg leidet darunter, dass die Zentralen vieler Versicherer außerhalb von Hamburg sitzen. Doch Hamburg ist mir rund 22.000 Beschäftigten noch immer der drittgrößte Versicherungsstandort in Deutschland.

Schmid, der seit fast 20 Jahren bei der Allianz ist, fiel der Wechsel von München nach Hamburg nicht schwer, denn es gibt familiäre Bindungen in die Stadt. Während der Schulzeit verbrachte er die Sommerferien Jahr für Jahr in Hamburg.

Der stärkere Zentralismus war ein Ergebnis von Sparprogrammen und Effizienzsteigerungen. Strukturen wurden zusammengefasst und Zweigniederlassungen schrumpften zu Betriebsgebieten. Damit blieb auch die Außendarstellung in den Regionen auf der Strecke. „Das war gar nicht gewollt“, sagt Schmid. Auch bei der Kundenbetreuung und Kundengewinnung soll sich die stärkere regionale Präsenz auszahlen. „Im Schadenfall möchten die Kunden gern die Unterstützung vor Ort haben“, sagt Schmid. Das gewinnt auch an Bedeutung, weil Schäden nicht nur finanziell reguliert werden, sondern zunehmend auch Serviceleistungen im Rahmen der Versicherungsschutzes wie Handwerkerleistungen oder Patientenbegleitung nachgefragt werden.

Lebensversicherungen im Norden gefragt

Die Allianz betreut in Hamburg und Schleswig-Holstein rund 700.000 Kunden. „Im vergangenen Jahr haben wir in diesem Gebiet mehr als 100.000 Schäden reguliert und rund 262 Millionen Euro an die Kunden ausgezahlt“, sagt Schmid. Die Beitragseinnahmen in der Sach-, Kranken- und Lebensversicherung erreichten in Hamburg und Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr fast 1,3 Milliarden Euro. „Auch bei Lebens- und Rentenversicherungen erleben wir einen starken Zuwachs“, sagt Schmid. Vor allem die geburtenstarken Jahrgänge würden mit einmaligen Einzahlungen für ihr Alter vorsorgen.