Hafenbehörde HPA investiert 208 Millionen Euro. Bahnverkehr bekommt eigene Querung über die Süderelbe

Hamburg. Die Kattwykbrücke ist die einzige Verbindung zwischen den Elbbrücken und der Köhlbrandbrücke über die Süderelbe, und sie ist für den Hafen- und Wirtschaftsverkehr im Hamburger Südwesten unverzichtbar. Doch gemessen an ihrer Bedeutung für den Verkehr ist die Kattwykbrücke zu oft für Autos gesperrt. Alle zwei Stunden wird die größte Hubbrücke Europas hochgezogen, um Schiffe durchzulassen. Zudem muss sie zwischen 30- und 40-mal am Tag gesperrt werden, weil Güterzüge vorbeifahren. Die Kattwykbrücke ist nämlich eine Kombibrücke: Die Gleise verlaufen im Straßenbett. Rund zehn Stunden am Tag ist die Brücke für den Autoverkehr nicht zu nutzen. Doch das soll sich bald ändern.

208 Millionen Euro nimmt Hamburg in die Hand, um 50 Meter neben der Kattwykbrücke eine zweite Querung zu bauen, die künftig den gesamten Bahnverkehr aufnehmen soll. Schiene und Straße werden damit entflochten. 2020 soll die zweite Kattwykbrücke fertig sein. Am Mittwoch wurde der erste Rammschlag gesetzt. Und um die Bedeutung des Infrastrukturprojekts zu unterstreichen, kam Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) selbst auf die Baustelle.

„Brücken verbinden, aber manchmal trennen sie auch“, sagte Scholz in seiner Ansprache. „Wer noch nie vor der geschlossenen Kattwykbrücke gewartet und Löcher in den Wilhelmsburger Himmel gestarrt hat, ist kein echter Hamburger“, fügte er hinzu. Dann aber sagte er, dass der Güterverkehr in Deutschland seit der Wiedervereinigung um ein Drittel zugenommen habe und der Ausbau einer leistungsfähigen Infrastruktur beim Hamburger Senat hohe Priorität habe, damit der Hamburger Hafen auch künftig seine Rolle als Logistikdrehscheibe Europas ausfüllen könne. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) sagte, wegen der Entflechtung des Bahn- und des Straßenverkehrs handele es sich bei dem Bau der zweiten Kattwykbrücke um ein „Schlüsselprojekt“. Hamburg sei nämlich der bedeutendste Eisenbahnhafen im Norden. Und der Chef der Hamburg Port Authority (HPA) und damit der Bauherr für die Hafenbrücke, Jens Meier, unterstrich, dass mit der Verlagerung der Bahn auf die neue Brücke auch die Kapazitäten für den Straßenverkehr auf der alten Querung steigen würden von derzeit 8000 auf 12.000 Fahrzeuge pro Tag. Einsilbig beantworteten aber alle drei die Frage, wer denn nun entschieden habe, dass genug Geld für den Bau der zweiten Kattwykbrücke bereitgestellt werde. „Wir alle gemeinsam“, sagte Bürgermeister Scholz und die anderen nickten.

Dabei hatte es anfangs gar nicht nach einer schnellen Realisierung ausgesehen. Noch im April des vergangenen Jahres hatte der Aufsichtsrat der HPA das Projekt wegen seiner hohen Kosten auf Eis gelegt. Nach massiver Kritik aus der Hafenwirtschaft entschied sich das Gremium dann für eine Stückelung des Projekts in drei Bauabschnitte, um die Finanzierung in Stufen zu stemmen. Im April dieses Jahres hieß es dann: Die Querung sei doch zu wichtig, man beginne sofort damit.

Um das notwendige Geld aufzubringen, hat die HPA umgeschichtet: Die neue Kattwykbrücke soll aus dem Topf für Ersatzinvestitionen bezahlt werden. Ersatzinvestitionen in die Reparatur des Straßen- und Gleisnetzes muss die HPA aus ihrem Betriebshaushalt stemmen. Zwar wird sich die neue Brücke vom Aussehen her kaum von der alten unterscheiden, technisch wird sie aber zum Maß der Dinge, versprach Meier. Die Intensität der Beleuchtung wird sich automatisch der Sicht anpassen und etwa bei Nebel heller strahlen. Die alte und neue Brücke erhalten eine gemeinsame Steuertechnik, damit sie parallel geöffnet werden können. Zudem will HPA-Chef Meier in einer neuen Steuerungszentrale in Zukunft die Überwachung aller Brücken im Hafen konzentrieren. Auch diese Zentrale wird im Zuge der nun begonnenen Brückenerneuerung gebaut.

Die moderne Kattwykbrücke wird 287 Meter lang und 15,3 Meter breit, um zwei Gleistrassen aufnehmen zu können. Die Hubhöhe wird wie bei der bisherigen Brücke 45 Meter betragen. Und noch etwas hat die neue Stahlkonstruktion mit der alten gemeinsam: Auch sie wird blau und gelb angestrichen. Der Grund: „Wir haben einfach festgestellt, dass diese Farben bei Nebel am besten erkannt werden“, so HPA-Chef Meier auf Nachfrage.