Auf den Bau- und Dienstleistungskonzern wartet nach der Demission des früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch eine Menge Arbeit.

Mannheim. Herbert Bodner wird bei Bilfinger keine lange Einarbeitungszeit brauchen. Jahrelang hat er den Bau- und Dienstleistungskonzern geführt, saß zuletzt in dessen Aufsichtsrat und soll das Kontrollgremium in naher Zukunft auch anführen. Nach dem Rücktritt von Roland Koch übernimmt Bodner aber erst einmal übergangsweise die Zügel in Bilfingers operativem Geschäft – und einige Baustellen.

Vertrauen: Durch zwei Gewinnwarnungen innerhalb kurzer Zeit ist das Vertrauen des Marktes in Bilfinger erschüttert. Eine der größten Herausforderungen für Bodner wird es sein, dieses verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen und Glaubwürdigkeit zu vermitteln. Aufsichtsratschef Bernhard Walter betont, mit Bodner solle nun wieder Ruhe einkehren – nach innen und nach außen. Es könnte aus Sicht von Branchenbeobachtern aber einige Zeit dauern, bis sich der Markt beruhigt hat und die Glaubwürdigkeit wiederhergestellt ist.

Konzernumbau: Das Unternehmen befindet sich mitten in einer groß angelegten Umbauphase. Zu Jahresbeginn wurden die sieben Teilkonzernholdings in die Bilfinger SE integriert – zum Teil gegen große interne Widerstände. Koch hatte es sich außerdem zum Ziel gesetzt, bis Ende 2015 weltweit rund 1250 Verwaltungsstellen zu streichen. Die von ihm vorangetriebene Zentralisierung soll Doppelarbeit vermeiden und Synergien schaffen.

Wandel zum Dienstleister: Bodner hatte Bilfingers Wandel vom Baukonzern hin zum Dienstleister für Wartungen rund um Industrieanlagen, Kraftwerke und Immobilien eingeleitet. Diesen Kurs setzte Koch mit weiteren Zukäufen fort und forcierte ihn zuletzt. Mit dem angekündigten Abstoß wesentlicher Teile des Tiefbaus setzte er kürzlich noch einmal ein deutlichen Zeichen, in welche Richtung es geht. Ein Käufer für das Segment steht noch nicht fest. Es gibt nach Konzernangaben aber viele Interessenten, und die Gespräche laufen.

Energiewende: Sie schlägt voll auf Bilfinger durch. Neubauten von Kraftwerken sind Mangelware, auch bei der Wartung treten große Versorger auf die Bremse. Denn Strom aus Solar- und Windanlagen drückt die Großhandelspreise in Deutschland, viele konventionelle Anlagen lassen sich nicht mehr rentabel betreiben.

Internationalisierung: Bilfinger kommt hier nur langsam voran. Noch immer liegt der Schwerpunkt des Konzerns in Europa. Klarer Fokus ist dabei Deutschland. Dies macht das Unternehmen stark abhängig von der deutschen Konjunkturentwicklung und den Weichenstellungen der Bundespolitik. In Asien und auch in Nordamerika ist Bilfinger bisher oft nur in einzelnen Bereichen vertreten. Mit Zukäufen könnte der Konzern an Schlagkraft gewinnen.