Deutsche Lotsen wollen Gebühren um 30 Prozent erhöhen. Unternehmen muss kräftig sparen.

Langen. Im nächsten Jahr sollen nach den Vorstellungen der Deutschen Flugsicherung (DSF) die Gebühren für das Fliegen in Deutschland um 30 Prozent steigen. Der Gebührensprung sei notwendig und unvermeidbar, sagte DSF-Chef Klaus-Dieter Scheurle am Unternehmenssitz in Langen. Er versuchte, die Auswirkungen für die Fluggäste zu verniedlichen, und sprach von grob 80 Cent Mehrkosten pro Passagier.

Zwar wird die endgültige Entscheidung über den Gebührensprung erst im November fallen. Dann beraten das Verkehrsministerium und die EU-Kommission über die Gebührensätze von 2015 bis 2019. Das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung hat den Vorschlag der DFS aber bereits an das Verkehrsministerium weitergeleitet. Damit kämen indirekt jährlich rund 300 Millionen Euro mehr in die Staatskasse.

Der DSF-Chef begründete die geforderte Gebührenanhebung mit einer Finanzierungslücke bei den Pensionsverpflichtungen über rund 3,5 Milliarden Euro durch das geringe Zinsniveau. Außerdem seien die Flugbewegungen in Deutschland 2012 und 2013 nicht wie eingeplant gestiegen, sondern waren rückläufig. Dadurch waren die Gebühreneinnahmen geringer als erwartet. Im ersten Halbjahr wurde ein geringes Plus von 0,6 Prozent erzielt. Dieses Plus wird auch im Gesamtjahr erwartet.

Die Fluggesellschaften hatten die geplanten Gebührenerhöhungen bereits deutlich kritisiert, obwohl sie vermutlich auf die Fluggäste umgelegt werden. Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) verweist darauf, dass bei einer Umsetzung der Pläne künftig in Deutschland die teuersten Streckengebühren in ganz Europa anfallen. Dies sei eine Belastung für den Standort Deutschland.

Die DSF steckt bei ihrer Gebührenpolitik in einer Zwickmühle. Das Unternehmen ist eine privatrechtlich organisierte Firma, die zu 100 Prozent dem Bund gehört. Sie hat in der Steuerung des zivilen und militärischen Flugverkehrs in Deutschland quasi eine Monopolstellung. Wenn ein Flugzeug auf einem Flughafen startet oder landet oder den deutschen Luftraum überfliegt, werden Gebühren fällig. Beispielsweise zahlt ein kleiner Sportflieger rund zehn Euro Startgebühr und ein Airbus A320, je nach Gewicht, etwa 240 Euro.

Doch die DFS mit ihren gut 6000 Beschäftigten, gut 1,1 Milliarden Euro Umsatz und 35 Millionen Euro Gewinn 2013 muss nach Abschaffung der Vollkostendeckung künftig so wirtschaften, dass sie keine Verluste macht. Dazu wurde bereits ein Fünfpunkteprogramm aufgelegt. Bis 2019 sollen die Kosten um jährlich 100 Millionen Euro sinken. Wie es heißt, könnte jede zehnte der rund 6000 Stellen wegfallen. So sollen etwa frei werdende Stellen nach Möglichkeit nicht mehr besetzt werden.

Zusätzliche Einnahmen erhofft sich die DSF durch die Übernahme der Towerdienstleistungen am zweitgrößten britischen Flughafen London-Gatwick ab Oktober 2015. Der Vertrag soll nächste Woche fixiert werden. Scheurle hofft am ersten Auslandsflughafen der DFS auf elf Millionen Pfund (13,9 Millionen Euro) Umsatz.