Hamburger Veranstaltungsfirma betreibt neben dem Vlet in der Speicherstadt künftig auch das Traditions-Restaurant am Jungfernstieg

Hamburg. Hans-Christoph Klaiber kommt gerade von seinem 52 Meter langen Segelschiff „Mare Frisium“, das er für Veranstaltungen vermietet. Schnell checkt der Chef der Veranstaltungsfirma Nord Event seine aktuellen Mails und beginnt zu erzählen. Klaiber zählt mit Nord Event zu einem der größten Veranstaltungsbetreiber in Norddeutschland. Allein in Hamburg verfügt sein Unternehmen über sieben eigene exklusive Veranstaltungsorte – sogenannte Locations.

Dazu gehören das Panoramadeck im 23. Stockwerk des Emporio-Hochhauses, das Penthouse Elb-Panorama im Atlantic-Haus auf St. Pauli sowie der Historische Speicherboden und das Ehemalige Hauptzollamt Hafen Hamburg in der Speicherstadt, die er für Feiern oder Tagungen an Unternehmen und Privatleute vermietet. Darüber hinaus gehören mehr als 40 weitere Veranstaltungsorte in Hamburg, Lübeck und Kiel in Kooperation mit anderen Betreibern zu seinem Portfolio.

Jetzt kommt mit dem Friesenkeller am Jungfernstieg ein weiteres in der Stadt bekanntes Traditionshaus unter das Dach von Nord Event. Auf dem Wasser vor den Alsterarkaden schwimmt ein Ponton, auf dem die Gäste speisen können. „Wir werden das Restaurant übernehmen“, sagt der 44-Jährige. Der Friesenkeller, der seinen Ursprung im 18. Jahrhundert hat, ist für seine deftige Kost bekannt. Ende des Jahres wird das Restaurant zunächst geschlossen. Im Frühjahr 2015 soll es komplett saniert wiedereröffnet werden. Damit besitzt Klaiber dann sein zweites Restaurant. Bislang gehört das Vlet in der Speicherstadt mit seinen modernen, norddeutschen Spezialitäten zu seinem Bestand.

Klaiber organisiert allein in Hamburg pro Jahr rund 3500 Feste. Der Diplom-Ingenieur, der nach seinem Studium wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Lübeck war, hat seine Fachrichtung bewusst gewählt. „Die Ausbildung von Ingenieuren ist sehr mathematisch ausgerichtet und daneben breit gefächert. Von diesen Kenntnissen profitiere ich auch heute noch bei Nord Event“, sagt er.

In der Hamburger Veranstaltungsbranche ist Klaiber eher eine Ausnahme unter den mehreren Dutzend Agenturen für sogenannte Events. Denn während viele Wettbewerber ihre Möbel für jede Veranstaltung neu mieten, hat sich Klaiber von Anfang an dafür entschieden, jede seiner eigenen Flächen selbst einzurichten. Das spare Mietkosten und Zeit. Selbst wenn ein Kunde sehr spät buche, seien die entsprechenden Räume, wenn sie nicht gerade belegt sind, schnell nutzbar. „Ich möchte die ganzheitliche Wertschöpfungskette in der Hand haben. Dazu gehören für uns beispielsweise die Bereiche Catering, Logistik, Dekoration und Technik. Diese Art der Veranstaltungskultur gab es zuvor in Hamburg nicht.“ Klaiber schafft damit gleichzeitig auch Werte.

Von der Verköstigung, über die Buchung der Künstler bis hin zur Einladungskarte organisiert Nord Event für seine Kunden alles selbst, egal ob es sich um eine kleine Hochzeitsgesellschaft handelt oder um eine Firmenveranstaltung mit 1000 Mitarbeitern. Selbst die Blumendekoration überlässt der Firmengründer nicht entsprechenden Dienstleistern.

„Wir haben Floristen im Haus, die für ihre Arbeiten schon mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurden.“ In der eigenen Küche am Fleischgroßmarkt entstehen täglich Tausende Portionen Essen für Buffets und Menüs, die zu verschiedenen gleichzeitig stattfindenden Veranstaltungen geliefert werden. Beim Thema Personal geht Klaiber ebenfalls eigene Wege. Der Veranstalter beschäftigt rund 300 Festangestellte, vom Eventmanager bis hin zum Bäcker. Sie organisieren und bestücken die Events. Aushilfskräfte beschäftigt das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen nur im Service. „Die Qualität steigt, wenn die Mitarbeiter fest angestellt sind“, ist der Chef überzeugt. Auch zehn behinderte Personen, die zum Beispiel in der Küche arbeiten, haben bei Nord Event einen Job erhalten. „Wir stellen pro Jahr rund 50 Auszubildende ein und bieten Abiturienten duale Studiengänge an, etwa für den Eventbereich und die Gastronomie.“

Nord Event erzielt einen Jahresumsatz von mehr als 20 Millionen Euro

Bislang hat ihm der Erfolg recht gegeben. Mehr als 20 Millionen Euro Umsatz hat Klaiber im vergangenen Jahr erwirtschaftet und entsprechendes Eigenkapital geschaffen. „Der Gewinn fließt immer ins Unternehmen. Schließlich muss man in der Lage sein, dauerhaft in die Standorte zu investieren und schnell auf die Wünsche der Kunden reagieren zu können.“ Seine erste Fläche, die Kaffeebörse in der Speicherstadt, hat er im Jahr 2000 von der HHLA gepachtet. Weitere Anmietungen wie etwa die von historischen Speicherböden folgten schnell. Auch bei seinen Projekten setzt der Unternehmer auf Nachhaltigkeit. „Eigentümer schätzen langjährige Mieter“, sagt Klaiber.

„Das Geheimnis besteht darin, außergewöhnliche Orte zu finden“, sagt der umtriebige Unternehmer, der immer wieder auf der Suche nach „Perlen“ ist. „Ich glaube, dass der Markt in der Stadt Hamburg, die ein sehr stark expandierender touristischer Standort ist, jederzeit gute Flächen vertragen kann. Vielfältigkeit ist für einen Standort immer günstig, auch in der touristischen und gerade in der Kongress- und Tagungsvermarktung. Aber diese Flächen müssen ebenfalls Entwicklungsmöglichkeiten bieten.“

Auch nach dem Erwerb des Friesenkellers bleibt der Firmenchef auf der Suche nach neuen Veranstaltungsflächen. „Die Märkte verändern sich, darauf müssen wir reagieren“, sagt Klaiber. Dazu gehört auch, dass sich der Chef von Nord Event ein weiteres Standbein aufgebaut hat. „Wir beraten Bauträger von neuen Immobilien und speziell auch die Gastronomie etwa bei der Einrichtung eines neuen Lokals.“ Privat ist der Vater zweier Töchter kein Partygänger, sondern eher bodenständig. Er zieht lieber die Strippen im Hintergrund und achtet darauf, dass alles richtig läuft. Eben ein echter Ingenieur.