Großkonzerne versuchen über günstige Preise und Fusionen ihre Marktmacht auszuweiten

Frankfurt. Sie putzen Scheiben und Büros, bewachen die Verwaltungsgebäude und kochen den Mitarbeitern das Essen. Das Geschäft mit Gebäudedienstleistungen ist in Deutschland zu einem großen Markt geworden. Fast zehn Milliarden Euro Umsatz haben die 25 führenden Anbieter 2013 im Inland erzielt, wie das Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Lünendonk berichtet. Putzen und Kochen war allerdings gestern – die Zukunft des Facility Managements liegt eher in der Energieberatung und der umfassenden Optimierung von Prozessen.

Die Anbieter bewegen sich in einem harten Wettbewerb. Bei den Großunternehmen seien die Möglichkeiten nahezu ausgereizt, sagt Ralf Hempel, Chef der Gebäudesparte beim mittelständischen Frankfurter Unternehmen Wisag. Die Konzerne hätten nahezu alle infrage kommenden Leistungen fremdvergeben und schrieben diese in immer größeren Bündeln aus, häufig etwa für alle Niederlassungen in Deutschland oder gar in Europa. „In dem Markt findet kein Wachstum mehr statt, nur noch Verdrängung.“

Die Folge sei ein mörderischer Preiskampf zulasten der Qualität, eine Reinigungskraft müsse inzwischen pro Stunde mehr als 300 Quadratmeter Büro schaffen, sagt Hempel. Wisag will sich künftig auf den Mittelstand konzentrieren, der noch viele Tätigkeiten selbst erbringe und zudem bereit sei, für gute, verlässliche Dienstleistungen anständig zu bezahlen. Die Kunden proaktiv zu möglichen Verbesserungen zu beraten, lautet ein weiterer Tipp aus einer aktuellen Trendstudie der Universität Koblenz-Landau.

Eine andere Antwort ist die Konzentration – auch wenn die Bedeutung von Zusammenschlüssen und Übernahmen 2013 etwas zurückgegangen ist, wie Lünendonk-Experte Jörg Hossenfelder berichtet. „Nach vielen Übernahmen und Fusionen in den zurückliegenden Jahren setzte eine Konsolidierung ein. In den kommenden Jahren werden Übernahmen und Fusionen indes wieder zunehmen.“

Viele führende Unternehmen haben ihr Hauptquartier oder ihre Deutschland-Zentrale im Rhein-Main-Gebiet: Dazu gehören der britische Weltmarktführer Compass Group in Eschborn, der in Deutschland rund 16.000 Mitarbeiter vor allem im Cateringbereich beschäftigt, aber auch Reinigung und Transportdienstleistungen anbietet. Für einen umfassenden Auftrag an acht deutschen Standorten des Energieriesen Alstom hat Compass mit der Kölner Cofely eine Kooperation vereinbart, um das gesamte Spektrum anbieten zu können. Ein Modell mit Zukunft, meint Compass-Manager Oliver Ringleben.

Ein ähnliches Portfolio wie die Briten bietet der französische Konkurrent Sodexo, der mit 428.000 Mitarbeitern weltweit 18,4 Milliarden Euro umsetzt (2013) und im Juli seine Umsatzerwartungen zusammenstreichen musste. Von Rüsselsheim werden rund 17.000 Mitarbeiter in Deutschland gesteuert.

Radikal auf Dienstleistung umgetrimmt wird der mehr als 120 Jahre alte vormalige Baukonzern Bilfinger SE. Der 2011 in Mannheim angetretene Vorstandschef Roland Koch will die Bausparten des Traditionsunternehmens lieber heute als morgen weitgehend loswerden und setzt stattdessen auf den Betrieb von Kraftwerken oder Industrieanlagen. Mit der Bilfinger Facility Services GmbH ist zudem die Immobilienbewirtschaftung im Angebot. Gewerbeparks, Einzelhandelszentren, Rechenzentren oder Krankenhäuser werden von Frankfurt aus betrieben und unter anderem energetisch optimiert.