Tripolis. Die schwersten Kämpfe seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi vor drei Jahren haben in Libyen am Wochenende unvermindert angehalten. Nach Angaben der Regierung starben am Sonnabend und Sonntag insgesamt 22 Menschen bei den Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Milizen in der Umgebung der Hauptstadt Tripolis. Mehr als 70 Verletzte seien in Krankenhäuser eingeliefert worden. Weiter umkämpft war vor allem der bereits schwer beschädigte internationale Flughafen. Dort war ein Brand an einem Treibstoffdepot am Sonntag noch nicht unter Kontrolle. Mit Großbritannien kündigte eines der letzten westlichen Länder die Schließung seiner Botschaft an.

Ein Regierungssprecher in Tripolis sagte, die Versuche eines Vermittlerteams zur Beendigung der Gewalt gestalteten sich schwierig. Beide Seiten zeigten sich unnachgiebig und kompromisslos. In Tripolis und in der für den Ölexport wichtigen Hafenstadt Bengasi im Osten ringen die Milizen seit Monaten um die Vormachtstellung. Eskaliert war der Konflikt vor mehr als zwei Wochen. Seitdem toben in dem nordafrikanischen Land die schwersten Kämpfe seit dem Sturz Gaddafis. Das Militär und die Regierung sind nicht in der Lage, für Ruhe zu sorgen und die Rebellen zu entwaffnen. Schätzungen zufolge starben in den vergangenen zwei Wochen mehr als 160 Menschen bei der Gewalt.

„Das Risiko, ins Kreuzfeuer zu geraten, ist zu groß“, begründete der britische Botschafter Michael Aron die Botschaftsschließung. Zur Evakuierung von mehreren Hundert Briten entsandte die Regierung in London ein Schiff der Royal Navy, die „HMS Enterprise“. Frankreich hatte zuvor bereits die Botschaft geschlossen und seine Staatsbürger in Sicherheit gebracht. Auch Deutschland hat sein Botschaftspersonal aus Tripolis abgezogen und die Vertretung für den Besucherverkehr geschlossen. Die USA und die Vereinten Nationen (Uno) haben ihre Vertretungen ebenfalls evakuiert.