MS „Deutschland“ zu gering ausgelastet. Finanzinvestor will Marketing verstärken

Hamburg/Neustadt. Deutschlands bekanntestes Kreuzfahrtschiff, die MS „Deutschland“, fährt weiter auf schwierigem Kurs. Christopher Nolde, Sprecher der Geschäftsführung, verlasse das Unternehmen „in beiderseitigem Einvernehmen“, teilte die Beteiligungsgesellschaft MS Deutschland GmbH am Donnerstag mit, zu der auch die Reederei Peter Deilmann in Neustadt in Schleswig-Holstein gehört. Mehrheitseigner von Schiff und Reederei ist seit Jahresbeginn die Investmentgesellschaft Callista Private Equity in München. Das Unternehmen hatte die Mehrheit von dem ebenfalls in München ansässigen Investor Aurelius übernommen. Die MS „Deutschland“ ist durch die ZDF-Langzeitserie „Das Traumschiff“ weithin bekannt.

Anlass der Trennung ist der Mitteilung zufolge, dass der Umsatz für dieses Jahr um voraussichtlich sechs Prozent hinter den Planungen zurückbleiben wird. „Dies ist insbesondere auf Vertriebsaktivitäten zurückzuführen, die sich in den vergangenen Wochen nicht zufriedenstellend entwickelt haben“, hieß es. Prognosen zu Umsatz und Gewinn machte das Unternehmen nicht. 2013 hatte die MS Deutschland GmbH 46 Millionen Euro Umsatz und einen operativen Gewinn (Ebitda) von 3,2 Millionen Euro erwirtschaftet. In den kommenden Monaten soll das Schiff noch intensiver als bislang vermarktet werden.

Anfang Juli hatte die Reederei Deilmann eine Kooperation mit dem Reisekonzern FTI Group bekannt gegeben. Auch eine umfassende Renovierung des Schiffes im November und Dezember ist vorgesehen. „Der geplante mehrwöchige Werftaufenthalt führt zu einer nachhaltigen Steigerung der Attraktivität der MS ,Deutschland‘ und wirkt sich bereits heute positiv auf den Buchungseingang für die kommenden Jahre aus“, teilte die Reederei mit. Um die wirtschaftlich angeschlagene Reederei wieder auf eine solide Grundlage zu stellen, hatte Aurelius im Dezember 2012 eine Mittelstandsanleihe mit 50 Millionen Euro Volumen begeben.

Die MS „Deutschland“, die am Sonnabend um 10 Uhr zu den Cruise Days in der HafenCity festmachen soll, hat wirtschaftlich bewegte Jahre hinter sich. Die Zwillingsschwestern Gisa und Hedda Deilmann scheiterten als Reederinnen. Sie verkauften 95 Prozent der Anteile des Unternehmens, das ihr Vater Peter Deilmann aufgebaut hatte, 2010 an Aurelius. Die Beteiligungsgesellschaft reichte die Mehrheit an Callista weiter. Geschäftsführer Nolde war noch von Aurelius eingesetzt worden. An Bord bleibt bei Deilmann, als Statthalter von Callista, Geschäftsführer Olaf Meier. Frank Thüringer führt weiterhin die Finanzgeschäfte. In den kommenden vier Wochen soll nach Information des Abendblatts ein neuer Co-Geschäftsführer eingesetzt werden. Zudem will Callista ein Team von Vertriebs-, Schifffahrts- und Finanzierungsexperten zur MS Deutschland GmbH entsenden: „In diesem Zusammenhang werden alle Optionen für eine Restrukturierung geprüft“, hieß es.

Die MS „Deutschland“ fährt 2014 womöglich Verlust ein. Die Auslastung ist zu gering. Zudem steht der Werftaufenthalt bevor. „Die Auslastung liegt bei über 70 Prozent, wir wollen aber noch mehr. Ab 80 Prozent sind wir mehr als zufrieden“, teilte die Reederei dem Abendblatt mit.

Die Reederei Deilmann hat 50 Mitarbeiter, die Besatzung der MS „Deutschland“ zählt 280 Menschen. In den kommenden Monaten soll das Schiff Häfen in Portugal, der Türkei, Spanien und Griechenland anlaufen.